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Nie aber fol ich Diefes theueren Lehrers uuferer Kirche
gedenken? Ih glaube ganz in euerem Sinn zu handeln, wenn
ih euch zuerft einen furzen Ueberblit feines Lebens und Wir-
fen8 gebe, und dann in Kurzent anzudeuten fuche, was Das
Gedächtniß Ddiejes Lehrers ung aw’s Herz fegen will, und was
uns noth thut.
Rhilipp Melanchthon ward geboren den 16. Februar 1497
iu Bretten, einem Städtchen, damals zur unteren Pfalz ges
Hörig, Heutzutage im badijchen Lande gelegen. Sein Ddeutfeher
Name war Schwarzer, den er aber nach der Sitte feiner
Beit, um feinen Stand als Gelehrter zu bezeichnen, {päter in
den griechifhen Namen MelandHthon überfeßte. Sci Bater
war Georg Schwarzerd, ein MBWaffenfhmicd, weit und ‚breit
berühmt durch feine Kunft. Der Knabe Hatte das Slück, in
ziner fromumen Familie herauf zU wachfen, und ward frühe um
feiner feltenen Gaben und um feines feltenen Eijers im Lernen
wiNen für das Studium beftinmt, 3chn Iuhre alt verlor
er den Vater. Der fterbende Bater wendete fich mit Den
Morten an feinen Sohn: „Ih habe mande Veränderungen
gefehen; aber e$ fichen größere. nod) bevor — in Ddiefen möge
Didy der Herr leiten. IG ermahne Dich zur Sottesfurcht
and zur Sittenreinheit. Und indem ic) mn fterben muß,
wünfche ich, daß meine Kinder Gifieder der Kirche und Eins
mit der Kirche feien, und daß fie Die Erfeuntuiz Gottes haben
mögen, endlidh daß fie auc felig werden int ewigen Leben.“
Nach des Vaters Tod befuchte er die Schule zu Pforzheim.
Dort wohnte er hei feiner Großmutter, einer Schwejter Neuch:
(ing, der damals unter allen deutfdhen Gelehrten den bedeu-
tendften Namen Hatte, und Der bei feinen Öfteren Befuchen
hei der Schweiter feinen jungen Berivandten bald von Herzen
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