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Das Wurzelschaben wird von jung und alt, Männern und Frauen im
Spätherbst gewöhnlich abends zwischen 7 und 10 Uhr, späterhin auf den
Winter zu auch tagsüber vorgenommen. Leider geschieht diese Arbeit,
ebenso wie das Trocknen, nicht immer mit der genügenden Sorgfalt und führt
dann zu schlechten Preisen und Beanstandungen seitens des Handels. Vor
dem Schaben sind die Wurzeln (Zenken) aus dem Stock auszuschneiden;
nan rechnet, daß bei der Herstellung von 20—25 8 getrocknetem Eibisch
eine Person 2 Stunden zum Ausschneiden der Wurzeln und mindestens
12—15 Stunden zum Schaben notwendig hat.
Das Trocknen — eigentlich sollte es stets ein gründliches Dörren
sein, damit sich die Wurzeln gut aufbewahren lassen — erfolgt bisweilen
im Backofen, auf dem Herd oder Ofen, insbesondere aber am Ofen und
ganz vereinzelt auch in eigenen Dörr-Apparaten — Fig. 18 —. Beim
Trocknen am Ofen werden die geschabten Wurzeln an Drähten oder Fäden durch
Einschnitte in dieselben befestigt. Vor dem Schaben nimmt man, falls die
Wurzeln nicht vollkommen sandfrei sind, ein Waschen der letzteren vor,
und die bei dem Schaben anfallenden Rinden- und schwachen Wurzelteile
pflegt man im ganzen Knoblauchsland zu brühen oder zu kochen, um sie
dann dem Rindvieh unter die Mehl- und Kleietränke zu mischen. Die
Tiere verzehren die Abfälle sehr gerne, ihr Appetit wird angeregt, und
bei den Milchkühen stellt sich eine gesteigerte Milchsekretion ein.
Bis jetzt sind in der Nürnberger Gegend nur 2 Eibischdörrapparate,
nämlich einer in Lohe und einer in Almoshof, bezogen von der Firma
Friedrich Bernhardt in Gochsheim bei Schweinfurt, im Gebrauch. Es
wäre sehr zu wünschen, daß diese Vorrichtungen sich hier ebenso umfassend
wie in Gochsheim und Umgebung einbürgerten; denn fast nur durch diese
allein ist es möglich, eine weiße, tadellose Ware zu liefern. Seitdem
(1889) in Gochsheim die Eibischdörrapparate umfassende Verbreitung
gefunden haben, soll sich dort in ganz kurzer Zeit die Produktion von
jährlich 3000 Ztrn. auf 5—6000 Ztr. gesteigert haben, da es jetzt möglich
ist, rasch große Massen roher Eibischwurzeln schön zu dörren. Diese
Apparate verdienen aber auch noch aus dem Grunde alle Beachtung, weil
nicht allein durch das schnelle Dörren günstige Konjunkturen ausgenützt
werden können, sondern auch in gesundheitlicher Beziehung ein wesentlicher
Fortschritt angebahnt ist. Es wird nämlich das starke Schwitzen der
Wände, das Feuchtwerden aller Gegenstände im Wohnzimmer und der
übermäßige Wassergehalt der Luft in demselben beim Trocknen am Ofen
umgangen; ferner ist man nicht veranlaßt, ein den Wert benachteiligendes
Einschneiden in die Wurzeln zum Aufhängen derselben vorzunehmen, und
das geschabte Material läuft nicht mehr Gefahr, durch längeres Liegen—
bleiben an der Luft gelb zu werden.
Bei der unter Figur 18 abgebildeten Herddarre wird die Feuerung