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Namen am Frauenthor zu mißbrauchen. Damit Ihr nun
meine Unschuld gänzlich vermerkt, und nicht glaubt, daß
ich drauf ausging, ehrsam' fromm heiligen Männern, so
mit einem Fuß schon im Himmel sind, in böser Abficht
anzuwollen, also will ich jetzt sonderlich guten Beweis
bringen, was meine Meinung ist. Die ist aber keine
andere, denn die des Pfarrers von Sankt Sebald. Das
heißt, es ist nichts so fein gesponnen, kommt es doch an
die Sonnen, — sonderlich aber bei Euch in lobesamer
Stadt Nürnberg. Kann's Euch auch zur Stelle beweisen!
Ihr wißt wohl, daß bei Euch der Pater Damian seit
geraumer Zeit verschwunden ist. Aber wo er ist, wißt
Ihr nicht. Nun will ich Euch das bald und sonder Müh'
erhellen, weil ich mich auf Zauberei versteh'. Will mich
demnach sofort zu einem Näuslein machen, Euch den
Pater verraten, und ihm die Wurst wegschnappen, die
das einzige ist, was er zu speisen bekommt. Denn sie
haben ihn in Sankt Lorenz-Kirche eingemauert, weil er
ein loses Maul führte! Nun wißt Ihr's! Geht demnach
am Freitag um die fünfte Morgenstund' nach Sankt
Lorenzen. Da werdet Ihr sehen, wie ich als Mäuslein
mit der Wurst daherkomm', und dann leicht den Ort
finden. Weil ich Euch aber das entdecke, hoff' ich, daß
Ihr das Mäuslein nicht erschlagt, weil ich sonft ums
Leben komm', da ich mich in dasselbe verwandeln will.
Mögt also zu der Zeit keine Rach' üben, sondern
Erbarmnis haben. Eppelein.“
Da die Nürnberger Frauen das vernahmen, ward
ein großes Gewisper und Gerede los. Ihrer etliche
machten aber mit ihren Eh'männern aus, sie sollten vom
Leder ziehen und die Maus tot stechen.
Unterm Volk aber entstand großer Lärm, zogen ihrer
viele vor das Kloster und ließen die Dominikaner nicht
mehr in die Kirche, damit sie den Pater Damian nicht
befreien könnten und sich so aus der Schlinge ziehen.
Kam nun der Freitag-Morgen daher und war alles
voll Menschen. Als es Zeit war, öffneten sie die Thür,
und drängten sich, das Frauenvolk voraus, sehr vorsichtig
hinein. Etliche hatten Stecken und Stoßdegen zur Hand