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Immer ungesund weiter ziehen sich die Kreise für Milch—
lieferungen, es wird übersehen, daß je weiter der Transport, die
Gefahren der nicht gleichmäßigen Gedeihlichkeit der Milch trotz
sorgfältigster Kühlung wachsen.
Nur kurz als Beweis ein kleines Beispiel.
Von Ellingen gehen seit Jahren täglich rund 1200 Liter
Milch nach Nürnberg. Infolge Ausbruches der Seuche sind
es plötzlich 800 Liter weniger, die der Stadt zugefahren werden.
Die Händler sind gezwungen, beliebige Milch, wo und wie sie
dieselbe gerade bekommen, ihrer Kundschaft zu bieten, Säuglinge,
Kinder und Kranke sehen sich plötzlich vor Wechsel der bekannten
Nahrung gestellt. Was das bei Säuglingen bedeutet, weiß jede
Mutter zu würdigen, die glücklich ist, für ihr Kind gedeihliche
Nahrung, dem Kinde speziell gedeihliche Milch gefunden zu haben.
Das gleiche Bild spielt sich in allen Städten des Deutschen
Reiches ab.
Der Milchgeschäfte werden es immer mehr, der Bedarf nach
Melkvieh steigt fortgesetzt, aber die deutsche Landwirtschaft wird
dauernd nicht im stande sein, weil durch den Import der Seuche
geschwächt, genügend gesundes Kuhmaterial zu liefern. Immer
weiter über unsere Grenzen wird gegriffen werden müssen, das
Kuhmaterial zu beschaffen, dann aber wird die Klauenseuche nur
noch mehr eingeschleppt, namentlich aber werden uns auch tuberku—
löse Tiere vielfach zugeführt werden.
Meine Herren! Es wäre für die Gesamtheit wichtig, den
annähernd jährlichen Bedarf an Melkvieh festzustellen, die gehalten
werden zwecks Deckung des Milchbedarfes in den Städten des
Deutschen Reiches und wie viel Kühe jetzt schon per Jahr und
woher importiert werden. Noch ein anderer Bundesgenosse er—
wächst uns in absehbarer Zeit in den Städten selbst aus den
Verwaltungen der Schlacht- und Viehhöfe.
Die Schlacht- und Viehhofpverhältnisse gar mancher Großstadt
sind über den Rahmen bei Weitem hinausgewachsen, die den
eigentlichen Zweck, Beschaffung gesunden Schlachtviehes bei ge—
nügendem Zutrieb und sorgfältiger städtischer, sanitär-polizeilicher
Kontrolle dienen sollten.
Die großstädtischen Schlacht- und Viehhofverwaltungen sind
Handelsemporien für Vieh aller Gattung geworden, scheinbar ein