Metadaten: Verhandlungen der ... Wanderversammlung Bayerischer Landwirte zu Nürnberg vom 12. bis 15. Mai 1895 (32. (1895))

33 
Immer ungesund weiter ziehen sich die Kreise für Milch— 
lieferungen, es wird übersehen, daß je weiter der Transport, die 
Gefahren der nicht gleichmäßigen Gedeihlichkeit der Milch trotz 
sorgfältigster Kühlung wachsen. 
Nur kurz als Beweis ein kleines Beispiel. 
Von Ellingen gehen seit Jahren täglich rund 1200 Liter 
Milch nach Nürnberg. Infolge Ausbruches der Seuche sind 
es plötzlich 800 Liter weniger, die der Stadt zugefahren werden. 
Die Händler sind gezwungen, beliebige Milch, wo und wie sie 
dieselbe gerade bekommen, ihrer Kundschaft zu bieten, Säuglinge, 
Kinder und Kranke sehen sich plötzlich vor Wechsel der bekannten 
Nahrung gestellt. Was das bei Säuglingen bedeutet, weiß jede 
Mutter zu würdigen, die glücklich ist, für ihr Kind gedeihliche 
Nahrung, dem Kinde speziell gedeihliche Milch gefunden zu haben. 
Das gleiche Bild spielt sich in allen Städten des Deutschen 
Reiches ab. 
Der Milchgeschäfte werden es immer mehr, der Bedarf nach 
Melkvieh steigt fortgesetzt, aber die deutsche Landwirtschaft wird 
dauernd nicht im stande sein, weil durch den Import der Seuche 
geschwächt, genügend gesundes Kuhmaterial zu liefern. Immer 
weiter über unsere Grenzen wird gegriffen werden müssen, das 
Kuhmaterial zu beschaffen, dann aber wird die Klauenseuche nur 
noch mehr eingeschleppt, namentlich aber werden uns auch tuberku— 
löse Tiere vielfach zugeführt werden. 
Meine Herren! Es wäre für die Gesamtheit wichtig, den 
annähernd jährlichen Bedarf an Melkvieh festzustellen, die gehalten 
werden zwecks Deckung des Milchbedarfes in den Städten des 
Deutschen Reiches und wie viel Kühe jetzt schon per Jahr und 
woher importiert werden. Noch ein anderer Bundesgenosse er— 
wächst uns in absehbarer Zeit in den Städten selbst aus den 
Verwaltungen der Schlacht- und Viehhöfe. 
Die Schlacht- und Viehhofpverhältnisse gar mancher Großstadt 
sind über den Rahmen bei Weitem hinausgewachsen, die den 
eigentlichen Zweck, Beschaffung gesunden Schlachtviehes bei ge— 
nügendem Zutrieb und sorgfältiger städtischer, sanitär-polizeilicher 
Kontrolle dienen sollten. 
Die großstädtischen Schlacht- und Viehhofverwaltungen sind 
Handelsemporien für Vieh aller Gattung geworden, scheinbar ein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.