Volltext: Hans Sachs

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Unter dem Bimmel, bei der Linden 
Oft kurzer Zeit ein Urteil finden 
Nach der wahren Gerechtigkeit, 
Darmit ihr umgeht lange Seit, 
Sucht darin euern Gminn und Muß, 
Balt der Grechtigkeit wenig Schuß, 
30 feid wahrhaftig ihr Juriften 
In Stätten nicht faft gute Chriften. 
Mill kein Pfennig mehr auf dich menden, 
Mein Sohn, nähr dich mit deinen Bänden 
Und arbeit, wie ich thät vor Jahrn, 
Und laß dein Jurifteret fahrn, 
Daß dir nicht endlich daraus wachs 
Deiner Seel Schad, fo Ipricht Bans Sachs. 
Auch das wüfte Treiben der „Finanzer“, Wucherer und 
Auffäufer deckt der Dichter ebenfo unbarmherzig auf in Profa 
wie in Reimen, wie die Habfucht der fchlechten Zuriften und 
gierigen Advokaten, 
ab nie kein von fein Gütern drungen, 
Bab auch trieben kein Sinanz 
Und weiß nichts von keim Alefanz,!) 
So hab ih auch nie Wucher trieben, 
Noch vom Bundert genommen fieben, 
Bab nie fürkauft Wein, Treid und Korn, 
Bin fonft au) kein Sürkäufer worn. 
ichreit der über die böfen Menfchen Hagende Wolf zu Zupiters 
Chron. Der Eigennug in diefer Geftalt ift ein Krokodilenfchlund. 
Mit Sürkauf, Wucher und Sinanzen, 
Mit Popigen?) und Alifanzen 
Leihen auf MWiefen, Äcker, Scheuern, 
Wein, Koren und Bäufer verteuren, 
Wit Münz er auch viel Wechfel treibt, 
Derftandne Pfand ihm alles bleibt, 
Mit Öriffen gfhmwind manchen verkürzt, 
Sis er von Baus und Kof ihn ftürzt, 
Des fammlet eigner Tuß groß Geld, 
Des ift befdhwert die ganze Welt. 
Alefanz, all. ’avanzo, — Übervorteilung. 
„.. ’) Dopigen = bueb—ißen, ein liederlidhes Leben führen, übers 
mäßigen Aufmand treiben, verichwenden. 
JA}
	        
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