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Auf Märkt, auf Meß, wo fies hinführn,
In Rrämen oder im Baufiern,
Geben wohlfeil zu Meid einander,
Bis fie verderben allefander.
Alfo durch Eigennukges Schlund
Sehet jeßt viel Bandwerk gar zu Grund.
Bar fchlecht zu fprechen ift der Dichter auf die Zuriften
und „Sinanzer“, Das Molf hatte Feinen Glauben an das ihm
aufgedrungene fremde Recht, das es nicht verftand. Diejer
allgemeinen Abneigung gibt der Dichter föltlichen Ausdruck
in dem Schwank: „Der Müller mit dem Studenten“. Der
Müller, der feinen Sohn auf die hohe Schule zu Ingolftadt
gejchitt hat, damit er dort die Rechte ftudiere, will nach
Ablauf von drei Zahren auch einmal erfahren, was jener
denn gelernt hat, Der Sohn zeigt ihm das corpus juris und
erflärt, daß der Tert die Wahrheit und die am Rand ftehenden
Slofjen die wechfelnden Erflärungen und Anfichten der Rechts:
gelehrten enthalten. Aber dafür hat der Müller Fein Der:
jtändnis und, während fein Sohn beim Vetter, dem. Pfarrer,
fpeift, haut er genau nach der Rötelfchnur die Gloffen rings
vom Tert mit dem Zimmerbeil ab. Als fie der Sohn dann
in der AMühle zerftreut wiederfindet, erfchridt er und bricht in
die Worte aus:
© Vater mein,
Ah weh, weh, was foll nur das fein?
Daß du mir, weil ih) war zu Saft,
Nein beftes Buch verderbet hHafı ?
Dagegen meint der Müller, daß er die Lüge und die
Opinion abgehauen habe, und nun die Wahrheit allein übrig:
bleibe. Der Student hinwieder entgegnet, daß die Nahrung,
welche die Wahrheit gewähre, {Ahmal und Hein fei, es gehörten
vielmehr £ift und Ränkfe, Einreden. und Derzug dazu, um eine
ichlechte Sache zu [hmücden und die Gegenpartei zu überwinden;
Datter, fhau, das {ft die beft Kunft,
Die ins Baus trägt Brod, Geld und Gunft,
Das lang nicht die {hlecht Wahrheit Ihät.
Über folch frivole Rechtsanfchauung aber
einfache Müller in hellen Zorn:
Solch KRunft achten mir Dorfleut nicht,
Befiken doch unfer Gericht,
gerät der