Volltext: Hans Sachs

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{ der 
Auf Märkt, auf Meß, wo fies hinführn, 
In Rrämen oder im Baufiern, 
Geben wohlfeil zu Meid einander, 
Bis fie verderben allefander. 
Alfo durch Eigennukges Schlund 
Sehet jeßt viel Bandwerk gar zu Grund. 
Bar fchlecht zu fprechen ift der Dichter auf die Zuriften 
und „Sinanzer“, Das Molf hatte Feinen Glauben an das ihm 
aufgedrungene fremde Recht, das es nicht verftand. Diejer 
allgemeinen Abneigung gibt der Dichter föltlichen Ausdruck 
in dem Schwank: „Der Müller mit dem Studenten“. Der 
Müller, der feinen Sohn auf die hohe Schule zu Ingolftadt 
gejchitt hat, damit er dort die Rechte ftudiere, will nach 
Ablauf von drei Zahren auch einmal erfahren, was jener 
denn gelernt hat, Der Sohn zeigt ihm das corpus juris und 
erflärt, daß der Tert die Wahrheit und die am Rand ftehenden 
Slofjen die wechfelnden Erflärungen und Anfichten der Rechts: 
gelehrten enthalten. Aber dafür hat der Müller Fein Der: 
jtändnis und, während fein Sohn beim Vetter, dem. Pfarrer, 
fpeift, haut er genau nach der Rötelfchnur die Gloffen rings 
vom Tert mit dem Zimmerbeil ab. Als fie der Sohn dann 
in der AMühle zerftreut wiederfindet, erfchridt er und bricht in 
die Worte aus: 
© Vater mein, 
Ah weh, weh, was foll nur das fein? 
Daß du mir, weil ih) war zu Saft, 
Nein beftes Buch verderbet hHafı ? 
Dagegen meint der Müller, daß er die Lüge und die 
Opinion abgehauen habe, und nun die Wahrheit allein übrig: 
bleibe. Der Student hinwieder entgegnet, daß die Nahrung, 
welche die Wahrheit gewähre, {Ahmal und Hein fei, es gehörten 
vielmehr £ift und Ränkfe, Einreden. und Derzug dazu, um eine 
ichlechte Sache zu [hmücden und die Gegenpartei zu überwinden; 
Datter, fhau, das {ft die beft Kunft, 
Die ins Baus trägt Brod, Geld und Gunft, 
Das lang nicht die {hlecht Wahrheit Ihät. 
Über folch frivole Rechtsanfchauung aber 
einfache Müller in hellen Zorn: 
Solch KRunft achten mir Dorfleut nicht, 
Befiken doch unfer Gericht, 
gerät der
	        
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