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Jeder einig!) fein Straß,
Der ganze Tempel was
Durchftänkt wie lauter Schwefel
Don ihrem Mutmwik und Srevel.
Das Weib aber faß Iranrig und zerrauft, und ihre
$reunde waren befümmert. Das ift die Theologie oder heilige
Schrift, einfach aber gewaltig, und die ihr anhangen, {treben nach
Bottes Ruhnt und des Nächften Heil in Lehre und in Werken.
Yur wenige find ihrer, denn die Mehrheit fucht den eigenen
Ruhm. Auf Genuß und Reichtum ift all ihr Dichten und
Trachten gerichtet, Allem aber, was fie thun und affen,
geben fie einen Schein, als wäre es einzig nach Bottes Wort,
und thun doch der Schrift mit Ziehen, Biegen und Drängen
Gewalt an. Daraus find fo viele Meinungen und Irrtümer,
Orden und Sekten entfproffen. So viel Köpfe, fo viel Sinne,
und jeder Teil meint, er allein befige die Wahrheit, jeder
nimmt für fich die Schrift in Anfpruch, um feine Meinung
danılt zu befräftiaen. Daber
es jeßt fteht gefährlich
Derderblih und gar {hwerlich,
Weil die Glerten find fpaltig.
Derhalb glaub du einfaltig
Der heiligen Gefchrift!
So entrinnft du dem Gift
Dielfaltiger Dermwirrung,
Rotten, Sekten und Irruna.
So der Genius zum Dichter. Der aber ift bekümmert,
daß viel Hirten zu Schelmen geworden und durch faljche Lehre
die Seelen töten, indem fie die Schrift mißbrauchen, während
die Laien die Lafter durch fie befchönigen, das Evangelium
gar noch verfpotten und verhöhnen, als wären fie Heiden.
Daher fürchtet er, Gott Fönne fein Wort wieder nehmen und
die Menfchen in Irrtum und Lüge verfinfen laffen,
Weil wir nicht brauchen mügen
Die einfeltigen Wahrheit
Mit ihrer himmlifchen RMlarheit .
‘1 allein für fich.