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statt mit tierischem Leim mit sog. vegetabilisch-mineralischem Leim d. h.
mit einer Seife aus Harz, Wachs, Oel ete. und Stärkekleister nebst einem
Zusatz von Alaun vorzunehmen, war das Ziel und somit in einer Richtung
ein Abschluss erreicht, indem es möglich geworden war, vermitielst der
Chlorbleiche, der Papiermaschine und der Harzleimung Papier in solchen
Mengen billig und gut zu produzieren, dass der Konsum gedeckt werden
konnte.
Die Papiermaschine mit sog. endloser Form (welcher die nur für
untergeordnete Zwecke in Verwendung gekommene Maschine mit Zylinder-
form gegenübersteht) zur Erzeugung von endlosem Papier d. h. Papier von
beträchtlicher (bis 1,5 m) Breite und beliebiger Länge begann in Deutschland
1822 zuerst zu arbeiten. In Bayern wurde die erste Papiermaschine von den
Erfindern der Schnellpresse König und Bauer in Schwarzach bei Würzburg
in‘*en Jahren 1826 bis 1828 erbaut und in Betrieb gebracht, deren Pro-
dukt auf der Ausstellung 1834 besondere Anerkennung fand. In demselben
Mase, in welchem sich die Papiermaschine verbreitete, verschwanden natür
lich die Handbütten, und vermehrte sich die Produktion, wie daraus ent
nommen werden kann, dass im Jahre 1847 in Deutschland noch 1520 im
Jahre 1875 dahingegen nur noch 187 Bütten vorhanden waren. Im Jahre
1827 arbeiteten in Bayern 132 Papiermühlen nach alter Art, welche so viel
Papier erzeugten, dass aus Bayern eine nicht unerhebliche Ausfuhr nämlich
in den Jahren 1810 bis 1820 etwa 24,160 Zentner im Werte von nahezu
590.000 Gulden möglich war.
Mit der Zunahme der Papiermaschinen, namentlich in Folge der durch
die neuen eminenten Verkehrsmittel so geförderten und gesteigerten Press
erzengnisse, wurde jedoch bald die Beschaffung von Hadern in demselben
Schritt unmöglich und dadurch die Frage nach Ersatzstoffen für Hadern
bald eine wirklich brennende. Wenn zwar sie auch bereits früher ernst-
lich aufgetaucht war, wie u. A. die höchst interessanten Veröffentlichungen
über die hierauf hinzielenden Versuche des Superintendenten Dr. Schäffer
in Regensburg (1765 bis 1771) erkennen lassen, welcher die Fasern aus
Moos, Torf, Stroh, Nesseln, Holz, Pflanzenhlättern u. dergl. zu Papier ver-
arbeitet hat, so gestaltete sich ihre Lösung seit der Mitte der sech
ziger Jahre zur Bedingung für die Existenz der Papierfabriken. Glück
licherweise gelang diese Lösung in dem Auffinden von Verfahren, welche aus
Stroh und Holz brauchbare Fasern zu gewinnen lehrten. Während die
Gewinnung der. Strohfaser durch einfaches Auskochen von Strohhäcksel mit
alkalischen Laugen wenig Umstände macht und daher schon zu Beginn un
seres Jahrhunderts ziemliche Ausdehnung gefunden hat, bedarf die Ab
scheidung von Fasern aus der kompakten Holzmasse besonderer Vorkehr
ungen, die in brauchbarer Form auf mechanischem Wege hergestellt zu
haben, das Verdienst von H. Völter in Heidenheim (Württemberg) ist, der
bekanntlich die Faser durch Abschleifen des Holzes auf Schleifsteinen als