Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Zusatze von Oelen ete. bei den auf kaltem Wege hergestellten Liqueuren 
dringend änzuempfehlen. Der Unterschied zwischen den Produkten der 
einzelnen Firmen war sehr gross. 
Die Hefesiederei (Presshefefabrikation) wurde 1879 im diesseitigen 
Bayern in 84 Siedereien betrieben, wovon 20 mit fabrikmässigem Betrieb; 
in Ludwigshafen sind 17 Fabriken. 
Gut vertreten war die Essigfabrikation. Sie wird betrieben in 181 
Klein- und 6 Grossbetrieben. Wir haben bei dieser Fabrikation zu unter- 
scheiden die Herstellung von Essig aus Sprit, aus Obst- und Traubenwein, 
yegorenen Malzauszügen und Bier; dazu würde dann noch treten die Ge- 
winnung aus Holz durch trockene Destillation, ebenfalls in Bayern vertreten. 
(Letztere Fabrikation, bei der noch Kreosot, Holzgeist etc. gewonnen wird, 
ist gegenwärtig wenig lukrativ; sogar die Fabrikation von Essigsäure und 
essigsauren Salzen scheint jetzt an die Spritessigfabrikation überzugehen 
und ist eine bayerische Fabrik mit Einrichtung dieses Betriebes beschäftigt). 
Die hauptsächlich in Betracht kommende Schnellessig- oder Sprit- 
essigfabrikation wird wohl allenthalben noch nach der alten Methode (mit 
stehenden Essigbildnern) ausgeübt. 
Ich möchte in dieser Beziehung zunächst auf die Nützlichkeit geeig- 
neter, einfacher Ventilationseinrichtungen für die Essigstuben aufmerksam 
machen. Die Ventilation ist für die Essigbildung von grosser Bedeutung. 
Bei der jetzigen Art (zeitweiliges Oeffnen der Fenster) wird einerseits die 
Luft, deren Sauerstoff bei der Essigbildung verbraucht wird, nicht fort- 
während erneuert, so dass nach einiger Zeit Mangel an Sauerstoff eintreten 
muss; andrerseits wird beim Oeffnen (besonders im Winter) die Temperatur 
der Essigstube heruntergedrückt und dadurch der Essigbildungsprozess zeit- 
weilig verlangsamt. 
Sodann sei den Essigfabrikanten das Alkoholacetometer Yon F. Salomon 
zur Beachtung empfohlen, ein Instrument zur Bestimmung des Alkohols im 
Essig während der Fabrikation. Die Konstruktion dieses Instruments basiert 
auf Folgendem. Ein Gemisch von Wasser und Essigsäure hat ein spezifisches 
Gewicht höher als Wasser, ein Gemisch von Alkohol und Wasser ein 
niedrigeres. Bei einem Gemenge von Essigsäure, Alkohol und Wasser, 
wie es während der Essigbildung vorliegt, wird das spezifische Gewicht 
durch die Essigsäure erhöht und durch den Alkohol vermindert. Kennt 
man — durch Bestimmung mittelst eines Acetometers — den Gehalt eines 
solchen Gemenges an Essigsäure, so lässt sich aus dem spezifischen Gewicht 
des Gemisches der Alkoholgehalt berechnen. Salomon hat nun ein einfaches 
Aräometer, das Alkoholacetometer, konstruiert, das die in der Praxis genügenden 
spezifischen Gewichte von 0,9800—1,0200 angiebt, und zwar so, dass das 
spez. Gewicht 0,9800 den Nullpunkt bildet, während 1,0200 mit 40° bezeichnet 
und der Zwischenraum in 40 gleiche Teile geteilt ist. Man stellt zuerst 
den Essieysäuregehalt in gewöhnlicher Weise fest, bestimmt dann das spezifische
	        
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