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1874 wurde die 1000. Lokomotive abgeliefert und heute erreicht die Ziffer
nahezu 1300. Wie sich die Maffei'sche Fabrik stets auf der Höhe der
Zeit gehalten, ist an der Thatsache zu erkennen, dass sie in letzter Zeit
grosse Aufträge für die Gotthardbahn und Italien erledigt hat. — Neben
dem Lokomotivbau beschäftigt sich das genannte Etablissement namentlich
mit dem Bau von Dampfschiffen auf Seen und Flüssen, von stationären
Dampfmaschinen, Dampfkesseln, Lokomobilen, Dampfstrassenwalzen, eisernen
Wasserrädern, Pumpwerken, Pressen (hydraulischen und Schrauben-) und
aller Art von Arbeitsmaschinen insbesondere Sägewerken. Sodann fertigt
sie alle Gattungen Konstruktionen in Eisen, (Brücken, Stege, Träger, Dach-
stühle, Glashäuser ete.), Kessel, Reservoire u. dergl., so dass sie auch in
ler Mannigfaltigkeit ihrer Erzeugnisse hervorragt. Eine Eigentümlichkeit
lieser Fabrik liegt darin, dass sie allein von Wasserkraft betrieben wird
und dass sie nur Steinkohle für die Schweissöfen, Schmiedefeuer und
Schmelzöfen gebraucht und die Abhitze des Schweissofens zur Dampfent-
wickelung für die Dampfhämmer ausnutzt. — Auf der Münchener Aus-
stellung 1854 machte sie Aufsehen durch die ausgestellte Schiffsmaschine
von 120 Pferdestärken, während sie auch um diese Zeit schon eine
200 pferdige Dampfmaschine für die mechanische Baumwoll- Spinnerei und
Weberei in Augsburg in Betrieb gestellt hatte.
Die jetzige ‚Maschinenfabrik Augsburg“ zu Augsburg entstand 1857
aus der C. Reichenbach’schen Maschinenfabrik, welche 1840 von L. Sander
gegründet war und zwar, wie es scheint, zunächst mit der Hauptabsicht,
Kraftmaschinen zu bauen, denn der Bericht über die Ausstellung 1854 teilt
mit, dass dieses Etablissement damals bereits 63 Turbinen von zusammen
2600 Pferdekräften hergestellt habe. (Allerdings befand sich auf derselben
Ausstellung auch eine kleine 2-pferdige horizontale Hochdruck: Dampfmaschine
mit variabeler Expansion.) Ausserdem gab sie sich mit dem Bau von Auf-
zügen, Pumpwerken mit Transmission- Anlagen ab. Als Spezialität baute
liese Fabrik übrigens bereits sehr früh Buchdruckschnellpressen und zwar
in einer zur Zeit nur von dieser Werkstatt für Accidenzarbeiten ausge-
führten Konstruktion. Im Allgemeinen ist die Fabrik dieser ersten Aufgabe
ireu geblieben, indem sie jetzt hauptsächlich Turbinen, Dampfmaschinen —
namentlich eine anerkannt vorzügliche Gattung Ventil- Dampfmaschine —
and Rotations-Schnellpressen herstellt, womit sie sich einen grossen Ruf
erworben. Immer den Fortschritten der Technik folgend und letzterer neue
Wege bahnend ist dieses Etablissement zugleich unseres Wissens die grösste
Deutschlands in der Fabrikation der Kälteerzeugungsmaschinen (System
Linde). Ihre Erzeugnisse gehen weit über Deutschlands Grenzen, z. B.
befindet sich in Narwa (Russland, unterhalb Petersburg) aus dieser Fabrik
eine Turbine von 1200 Pferdestärken. — Die Zahl der Arbeiter (730) und
ler Wert ihres jährlichen Umsatzes (2 Millionen Mark) gibt den Masstab
über die allmähliche Vergrösserung des betreffenden Etablissements.
Mit dem Jahre 1840 kann man den Beginn dieser zweiten Ent-