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Dampf befahrenen Eisenstrassen in der Mitte der vierziger Jahre schufen,
waren in zweifacher Weise von hervorragendem Einfluss auf die Industrie :
erstens durch die ungeahnte Zugänglichkeit eines grösseren Absatzgebietes
sowie durch die Steigerung der Bedürfnisse in Folge des so erleichterten
Reisens und zweitens durch den ungeheueren Bedarf an Baumaterial und
maschinellen Betriebsmitteln. Ausser den Lokomotiven und Wagen, dem
sog. rollenden Zeug, forderte der Eisenbahnbetrieb eine Menge Motoren und
Arbeitsmaschinen in den Reparaturwerkstätten und an den Stationen,
während der Eisenbahnbau unzählige Hilfsmaschinen zur Zubereitung und
zum Transport von Material, zum Tunnel- und Brückenbau, aber auch eine
yewaltige Menge Konstruktionsteile nötig machte, die füglich nur in ge-
nügender Weise mit Maschineneinrichtungen d. h. in Maschinenbauanstalten
hergestellt werden konnten.
Darum beginnt naturgemäss um diese Zeit eine zweite Entwickelungs-
periode im Maschinenwesen, die sich vor Allem durch die Gründung einer
orösseren Anzahl neuer Etablissements und die Erweiterung verschiedener
alter Anstalten kennzeichnet und abgrenzt.
Zu den ersten der, dieser zweiten Periode angehörenden Anstalten ist
die 1834 gegründete Maschinenbauanstalt von Dingler in Zweibrücken zu
zählen. Sie beschäftigte sich zuerst wohl nur mit der Anfertigung von
Buchdrucker- Handpressen mit dem Kniehebel, als ‚„Dingler-Presse‘‘ überall
vorteilhaft bekannt, um sich später hauptsächlich noch dem Bau der Dampf-
maschinen zuzuwenden, in dem sie Hervorragendes leistet. —
Besonders bemerkenswert ist aber die 1837 in Nürnberg gegründete
Maschinenfabrik von Klett & Komp., später auch Cramer-Klett’sche Fabrik
genannt, jetzt als Maschinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg zu Nürnberg
weit und breit bekannt als das grösste Etablissement dieser Art in Bayern.
Bei der Gründung dieser Anstalt lag in erster Linie die Absicht vor, Bau-
und Konstruktionsmaterial für den Eisenbahnbedarf zu liefern und ist auch
heutigen Tages dies noch die Hauptaufgabe derselben, obwohl im Laufe
ler Zeit der Umfang des Geschäftes dadurch wesentlich gewachsen ist,
lass es sich ebenso intensiv und erfolgreich mit gewerblichen Anlagen
aller Art (namentlich auch Müllereien, Brauereien), Bau von Dampfmaschinen,
Dachkonstruktionen n. dergl. befasste. Für Bayern insbesondere ist diese
Fabrik noch aus zwei Gründen von hervorragender Bedeutung. Erstens
lurch den Bau des Glaspalastes in München und zweitens durch den Bau
von Materialprüfungsmaschinen. Der Glaspalast in München, der im Jahre
1854 der deutschen Industrie-Ausstellung diente, sonst nur aus Eisen und
as besteht und noch vollkommen erhalten ist, war nicht nur das erste
vorherrschend aus Eisen bestehende Bauwerk dieser Art in Deutschland,
sondern wurde auch von der Fabrik Klett &.Komp, in der beispiellos
kurzen Zeit von 9 Monaten hergestellt, wovon nur 3 Monate zur eigent-
lichen Aufstellung ausnutzbar waren. Es verdient daher in der That in