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einem grossen Marktplatz umgeschaffen, an dem es der
Stadt fehlte, an die Stelle der Synagoge auf der Ostseite
des gegenwärtigen Vierecks wurde die Marien- oder Frauen-
kirche erbaut. Das schöne Viereck war allerdings auch
in früherer Zeit mit allerlei, zum Theil fahrbaren hölz-
ernen Buden der Krämersleute verstellt; vor etwa fünf-
zig Jahren aber hat man auf drei Seiten des Marktes
drei Reihen hölzerner Arkaden gebaut und darin hunderte
von kleinen Läden eingerichtet, die sodann verkauft wurden
und seitdem einen erblichen und wiederverkäuflichen Be-
sitz einzelner gewerbtreibender Bürger bilden. Eine an-
sehnliche Summe Geldes wurde freilich auf diese Weise
gewonnen, aber das schöne Viereck ist seitdem auch ver-
unstaltet und wird es wohl für ewige Zeiten bleiben; denn
an eine Ablösung dieser sogenannten „Kräme‘‘, von denen
jetzt mancher über tausend Gulden kostet, ist wohl kaum
je zu denken. Auf der Südseite des Marktviereckes halten
wir einen Augenblick vor dem Hause Nr. 808 an. Von
diesem Hause aus pflegten die Kaiser auf ihrem ersten
Reichstag, der in der Regel zu Nürnberg gehalten wurde,
die Belehnungen zu ertheilen. Im Aeusseren hat dieses
Gebäude nichts Auszeichnendes; es trägt nicht einmal mehr
ein höheres Alter zur Schau, sondern ist in neuerer Zeit
im Geschmacke unseres Jahrhunderts renovirt worden. Wir
wenden uns von hier an die nordwestliche Ecke des Marktes,
wo uns die emporstrebende gothische Steinpyramide des
sogenannten schönen Brunnens zu näherer Besich-
tigung einladet. In alter Zeit stand hier ein einfacher
Brunnen mit laufendem Rohr und steinernem Troge. Der
gegenwärtige schöne Brunnen wurde von 1355 bis 1361
von den berühmten Steinhauern Georg, Ruprecht und
Sebald Schonhofer, drei Brüdern, erbaut. Er besteht,
wie bemerkt, aus einer gothischen Steinpyramide, welche
mit verschiedenen Figuren von Helden aus der christlichen,
jüdischen und griechisch-römischen Geschichte geschmückt
ist. Der Brunnen wurde seit seiner Erbauung zu ver-
schiedenen Zeiten reparirt; so in den Jahren 1447, 1464,
1490, 1541. Das schöne eiserne Gitter, welches ein Ge-
wicht von 102 Zentnern und 40 Pfund hat, wurde im Jahr
1586 von dem Schlosser Paul Köhn zu Augsburg gefer-
tigt. Sein gegenwärtiges schönes Ansehen verdankt der
Brunnen einer gründlichen Reparatur, welche auf Betrieb
Ghillany . Nürnbere,.