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chen Feine Seele, auch nicht die Fränkfte und verachtetfte in
Sfrael zu fchlecht ift, daß er nicht hätte nach ihr gehen und
verfuchen follen, fie heimzuholen.
5) Yieber Vater, du fehlft mir fehr, und ih wäre Kieber
bei dir, als da, wo ich nun bin. Sebe mir doch Sott auch
noch einmal in meinem Leben einen folchen liebenden, fanften
Water wieder, wie dur mir warft!
31. Die fechfte Zrübfal.
Der Lefer weiß fchon von Seite 75, wie der felige Csper
in dem fhönen Spruche der heiligen Schrift: „UYus fechs Trüb-
falen will Er dich erlöfen und in der fiebenten wird dich Fein
Uebel rühren,“ den Ausdruck „fiebente Trübfal“ auf jene lebte
Noth hindeutete, wo der König des Schreckens, d. h. der Tod,
in feiner graufenhaften Seftalt vor uns bintritt und wo nun
der etwa noch am Leben hängende Menfch erfährt, daß, vote
ein altes Lied fagt:
Kein Rath, Fein’ AUrzenet,
Kein Heulen, Fein Sefchrei,
Kein Bruder ihn Kann machen frei.
Auch in diefer fiebenten und lebten Irübfal Hält fich der
Chriftenglaube an jene ftarke liebe Hand, welche dem Tode die
Macht genommen, und fiche: diefe führt ihn freundlich fröftend
durch das dunkle Todesthor, daß auch da Fein Uebel ihn an:
zurühren vermag.
Wenn wir denn unter der fiebenten Irübfal jene lebten
Stunden verftehen, worin der Chrift vollends durch die FJlu=
then der Angft und der Schrecken Hindurchbricht, zum Leben
ohne Aufhören; fo Fönnte man mit Der fechften Irübfal jene
heißen Tage, wodurch die Frucht vollends zur Ernte reif wird,
jene Leiden bezeichnen, durch welche der Chrift endlich dahin
gefördert wird, wohin ihn der Herr des Haufes, ehe er ihn
bineinnimmt in fein Haus, haben und bringen will. Unfer
Herr hat e8 feinen Chriffen vorausgefagt: In der Welt habt
ibr Anaft. So Janae wir Ddiefe Augen und Diefes Herz von