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Menge berühmter Namen unter den Studierenden entsprach, läßt fich
denlen. Wir nennen hier jedoch nur den großen Leibnitz, der, obwohl
er nicht in Altdorf studierte, sich doch seine juristische Doktorwürbe
dortselbst geholt hat (1666). Auch Goethes mütterlicher Großvater, Johann
Wolfgang Textor, der Reichsschultheiß in Frankfurt am Main, dok—
torierte in Altdorf 1717, während dessen gleichnamiger Großvater
in den Jahren 1666—1673 als Professor der Universität über
Institutionen und Pandekten gelesen hat. Auch Goethes Schwager,
Johann Georg Schlosser, wurde im Jahre 1780 in Altdorf zum
Doktor juris promoviert. In der ersten Zeit der Universität
studierten auch viele Auswärtige von Adel in Altdorf, von denen
mancher, darunter der aus dem dreißigjährigen Kriege bekannte
Graf von Pappenheim, des Heil. Röm. Reichs Erbmarschall, sowie
auch einige Mitglieder des ostpreußischen gräflichen Hauses der Dohna
nach der Sitte der Zeit mit der Rektorwürde bekleidet wurden. Kein
ehemaliger Student aber genießt noch heute in Altdorf einer größeren
Popularität, als der berühmte Wallenstein, der sich am 29. August
1599 in die Matrikel der Akademie einschrieb, wegen seiner Beteiligung
an einigen tumultuarischen Exzessen und Raufereien mit tödtlichem Aus—
gang jedoch schon nach 5 Monaten im Januar 1600 vom Nürnberger
Rate zwar nicht gerade relegiert wurde, aber doch den wohlgemeinten Rat
erhielt, das Gebiet der Stadt möglichst schleunig zu verlassen. Wallenstein
kehrte denn auch bereits im April dem fränkischen Universitätsstädtchen
den Rücken, wo er auch sonst wegen seiner unbezähmbaren Wildheit
— seinen Famulus mißhandelte er in geradezu entsetzlicher Weise —
den denkbar schlechtesten Ruf hinterlassen haben mag. Freilich war es
mit der Roheit der Sitten bei den Studierenden, denen nicht selten
sogar die Professoren mit bösem Beispiel vorangingen, damals allgemein
übel genug bestellt. Lebensgefährliche Schlägereien unter sich und mit der
Bürgerschaft, die wüsteste Völlerei, der Pennalismus, die Unsitte, daß
die jungen Studenten „Pennale,“ später Füchse, genannt, in mehr als
Jahresfrist allen Willkürlichkeiten der älteren „Semester,“ der „Scho—
risten,“ ausgesetzt waren, konnten trotz aller Mühe, die sich die akade—
mische Gesetzgebung gab, nie auch nur annähernd ausgerottet werden.
Nürnberg war neben Straßburg die einzige freie Reichsstadt,
die sich den edlen Luxus einer Universität gestattete. Und der Rat
hat es auch in den schwersten Zeiten finanzieller Not nicht an Aufwand
für sie fehlen lassen.
(Forts. so* t.)