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Blaubensgenossen, dazu waren die ehrbaren Ratsherren einmal zu
loyal und kaiserlich gesinnt und dann auch allzu ängstlich und vor—
sichtig. Wir kennen die Gründe, die für ihre Haltung in Frage
kamen. Um gerecht zu sein, muß man bedenken, daß es sich für
Nürnberg in der That um seine Selbsterhaltung handelte, die bei
einer Parteinahme im Falle des Unterliegens der evangelischen Sache
ernstlich gefährdet war, um so ernstlicher wohl, als man sich so lange
in der Umgebung des Kaisers keiner feindlichen Absichten von Seiten
der fränkischen Reichsstadt zu versehen gehabt hatte. Unter diesen
Umständen hätte die Rache Karls Nürnberg sicherlich weit schwerer
getroffen, als die anderen „rebellischen“ Städte, die mit der Auflage
von Kontributionen noch ziemlich leidlich davon kommen sollten. Dazu
kam noch als ein sehr wichtiger Umstand, daß durch einen Krieg mit
dem Kaiser der Handel Nürnbergs nach Italien und nach den Nieder—
landen den schwersten Schädigungen ausgesetzt gewesen wäre. Haben
sich doch auch die anderen süddeutschen Städte mit Recht den Vorwurf
zugezogen, in der gemeinsamen Gefahr allzusehr an ihre eigenen kauf—
männischen Interessen gedacht zu haben. Wie dem nun sei, das Fern⸗
bleiben unserer Stadt von dem Kampfe für die evangelische Glaubens—
freiheit bildet kein Ruhmesblatt in ihrer Geschichte.
Im Jahre 1546 wurde Nürnberg von den eigentlichen Kriegsereig—
nissen unmittelbar nur wenig berührt. Der Rat nahm einige Fähnlein
Knechte in Sold und verteilte sie in die Stadt und in die umliegenden
Ortschaften, sie vor unvorhergesehener Vergewaltigung zu schützen. Zu
demselben Zwecke wurde ein fleißiges Wachehalten angeordnet. Vorbei—
ziehenden Abteilungen der beiden kriegführenden Parteien wurde gleicher⸗
maßen Proviant, sowie wohl auch Munition, Fußbekleidung u. s.w. hinaus⸗
geschickt, hauptsächlich aus dem Grunde, Plünderung und Brandschatzung
der Bauern zu verhüten. Besonders groß war die Aufregung, als
etwa 20000 Mann, Niederländer, die von Maximilian von Egmont,
Grafen von Büren“*) dem Kaiser zugeführt wurden, an Nürnberg
vorbeimarschierten und in Feucht übernachteten. Der Rat ließ es sich
etwas kosten, diese unbequemen Gäste bei guter Laune zu erhalten.
Aber wie das so zu gehen pflegt, mit seiner unentschiedenea, ängstlichen
Politik, konnte es Nürnberg keiner der Parteien recht machen. In
der Bürgerschaft — namentlich von den Predigern — wurden soviel
böse Reden über den Rat geführt, daß dieser ernstlich mit Straf⸗
mandaten dagegen vorgehen mußte. Forts. folgt
*) Oder
diesem Heere.
Buuren. Der berühmte Ezmont befand sich übrigens auch bei