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auch mit einigen protestantischen Fürsten, vor allem dem jungen säch—
sischen Herzog Moritz aus der albertinischen Linie, dem als Preis für
seinen Verrat an der gemeinsamen Glaubenssache der Kurhut seines
Vetters Johann Friedrich in Aussicht gestellt wurde. Auch der skrupel—⸗
lose Markgraf Albrecht Alcibiades, der, nachdem er 1540 mündig geworden
war, sich mit seinem Oheim Georg (dieser starb am 27. Dezember 1548)
in die brandenburgischen Fürstentümer geteilt und dabei das Land
auf dem Gebirg (Bayreuth und Kulmbach) erhalten hatte, ließ sich
durch kriegerischen Ehrgeiz und Geldbedürfnis in das kaiserliche Lager
locken. Durch die schon lange nicht mehr zu verheimlichenden Rüstungen
des Kaisers fühlten sich denn auch endlich die Gesandten der Schmal—⸗
kaldischen Bundesstände auf dem Regensburger Reichstag veranlaßt,
nach dem Zweck dieser Vorbereitungen zu fragen. Die nicht miß—
zuverstehende Antwort des kaiserlichen Bevollmächtigten Naves, der Kaiser
wolle Frieden und Ruhe im Reich und dem kaiserlichen Kammergericht
seine Autorität erhalten und diejenigen, die sich dagegen widerspenstig
zeigten, mit Gewalt zum Gehorsam bringen, war das Signal zu dem
für die Geschicke unseres Volkes so unglückseligen Schmalkaldischen Kriege.
Am nächstfolgenden Tage (17. Juni 1546) ließ der Kaiser den
Gesandten von Nürnberg, Augsburg, Ulm und Straßburg erklären,
daß er nichts gegen die Städte zu unternehmen gedächte, sondern nur
einige ungehorsame Fürsten züchtigen wolle, welche sich unterstanden
hätten, Bistümer und Klöster einzuziehen und den Herzog Heinrich
von Braunschweig von Land und Leuten zu vertreiben. So blieb kein
Zweifel mehr übrig, daß ein Angriff auf den Kurfürsten von Sachsen
und den Landgrafen Philipp geplant sei. Während indeß die ober—
ländischen Städte darauf die Antwort erteilten, daß sie mit diesen
Fürsten im Bündnis ständen und sich demgemäß zu verhalten ent—
schlossen seien, erhob Nürnberg — seine Gesandten in Regensburg
waren Hieronymus Holzschuher und Sebald Haller — nicht nur
keinen Widerspruch, sondern der Rat erklärte auch einem besonderen
Abgesandten des Kaisers, Nikolaus von Könritz, am 20. Juni, daß er
erbötig sei, kaiserlicher Majestät „alle schuldige gehorsame Ehrerbietung
wie bisher geschehen, noch ferner zu leisten und sich von Niemand
eines anderen bereden zu lassen.“ Damit war freilich nicht gesagt,
daß sich Nürnberg nun auf die Seite des Kaisers geschlagen und
diesen aus freien Stücken mit Truppen, Munition u. s. w. unterstützt
hätte. Der Rat suchte seiner ganzen bisherigen Politik entsprechend
neutral zu bleiben. Natürlich konnte er aber nun nicht verhindern,
daß der Kaiser sich auf eigene Hand in Nürnberg mit Kriegsbedarf
versah, und von den Pulvermachern 1300 Zentner Pulver, von den