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Ehren aufgenommen worden war, bot sich der Stadt endlich auch ein—
mal die Gelegenheit, ihre stets bewiesene anhängliche Gesinnung an
den Kaiser selbst offen an den Tag zu legen. Hatte ihr dieser doch
auch jüngst am 6. Juli 1640 aus Brügge in Flandern einige beachtens—
werte Privilegien erteilt, von denen wir nur das wichtigste hervor—
heben wollen, wodurch der Stadt das Recht, auf ihren und ihrer Unter—
thanen Grund und Boden nach Erzen und anderem Gestein zu graben,
als ein kaiserliches Lehen verliehen wurde. Nun geschah es, daß Karl
auf seinem Wege nach Regensburg, wohin er einen Reichstag aus—
geschrieben hatte, einer Einladung des Nürnberger Rats folgend, am
16. Februar 1541 auch nach Nürnberg kam. Zum erstenmale während
seiner Regierung, obgleich, wie wir wissen, die Stadt das Recht zu
haben behauptete, den ersten Reichstag in ihren Mauern feiern zu
dürfen (siehe oben S. 290 und S. 799). Seine Aufnahme war eine
überaus glänzende und Rat und Bürgerschaft wetteiferten miteinander,
den hohen Gast in gebührender Weise zu verherrlichen. Die Rats—
herren Clemens Volkmer und Sebald Haller waren ihm bis Ansbach
entgegengeritten, draußen im Felde empfingen ihn der Schultheiß Tile—
mann von Brembd und fünf der älteren Herren, Christoph Tetzel,
Lienhard Tucher, Hans Ebner, Endres Imhoff und Sebald Pfinzing.
Am Spittlerthor erwarteten ihn Leonhard Paumgärtner und sämtliche
andere Herren des Rats. Laut donnerte das Geschütz, dessen man
40 Stück zählte, von den Türmen und Mauern der Reichsstadt. Mit
allen Glocken wurde geläutet und in den Hauptkirchen das Tedeum ge—
sungen. Der Kaiser in unansehnlichem, schwarzem Anzuge mit einem
schwarzen Filzhut auf dem Haupte, ritt unter einem prachtvollen rot—
sammetnen Baldachin ein, der abwechselnd von acht Ratsherren, Sebastian
Welser, Hans Rieter, Kaspar Nüdel, Lazarus Holzschuher, Matthes
Löffelholz, Jobst Tetzel, Wolf Harsdörfer und Balthaser Derrer ge⸗
tragen wurde. In den mit Sand bestreuten Straßen, durch die der
Zug ging, bildeten gegen 5000 Bürger, alle bewaffnet, bis zur Burg
hinauf Spalier. Kostbare Festons und Gehänge nach welscher Art
hingen über die Straße, bei des Neudörfers Haus?*) (das durch das
Ammonshorn gekennzeichnete Haus in der heutigen Burgstraße, alte
Nummer S. 612) war eine Ehrenpforte errichtet, von der herab Musikchöre
den mächtigen Herrscher der Welt begrüßten. Die Ehrengabe, die man
außer den sonstigen üblichen Geschenken dem Kaiser überreichte, hatte
einen Gesamtwert von 5050 fl. und bestand aus hundert eigens geprägten
Goldstücken, deren geringstes einen Gulden, das nächstgeringe zwei Gulden
und so fort, das hundertste und größte hundert Gulden wert war. Fris. sat.
— 55 berühmten Schreibmeisters Johann Georg Neudörfer, vgl. S. 781.