Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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inneren Seiten verziert, an zwei Flügeln nicht fertig gestellt worden 
ist. Aus den Wänden springen wuchtige Konsolen heraus, die die 
Gurtbogen aufnehmen, von denen die Kreuzgewölbe gestützt sind. Gegen 
Westen trennen zwei vierkantige Pfeiler den Hauptraum von einem 
unregelmäßigen Zwischenban, der sich an den Palas anschließt. Der 
quadratische Chor, mit einem Kreuzgewölbe überdeckt und durch ein 
comanisches Fenster beleuchtet, ist in den Heidenturm hinausgerückt. 
Der ganze Raum macht einen ernsten, fast düsteren Eindruck, wie er 
einer Grabstätte zukommt. 
Einen ganz anderen anmutigen und befreienden Charakter hat 
die direkt über der geschilderten Gruftkapelle gelegene Kaiserkapelle. 
Vier schlanke Säulen von weißem Marmor mit reich verzierten 
Knäufen und Füßen tragen ihr Gewölbe*). Ihr Zugang ist nur 
hom uͤnteren Saale des Palas aus möglich, von wo jetzt über eine 
Freitreppe ein gotisch profiliertes. Pförtchen an Stelle des ehemaligen 
romanischen in die Kapelle führt, und zwar zunächst in eine Vorhalle, 
die direkl über dem westlichen unregelmäßigen Nebenraum der Unter⸗ 
kapelle gelegen ist. Die niedrigen, derben Säulen, die ihr Kreuz— 
gewölbe tragen, stimmen in ihrer Ornamentik vollständig mit der 
—V— Vorhalle vom Palas 
rennt, führt eine schmale Verbindungstreppe in die Höhe nach einer 
Empore, die sich in zwei Bögen gegen die Kapelle öffnet, wohl dem 
Oratorium des Burgherren. Es steht in unmittelbarer Verbindung 
mit dem oberen Saale des Palas, und zwar ebenfalls durch ein 
gotisches Pförtchen, das an Stelle einer romanischen Thüre getreten 
ist. So konnte der Kaiser bequem vom Palas zu seinem Sitz in der 
Kapelle gelangen. 
Üüber einige Stufen führt ein breit angelegter, portalartig gebil⸗ 
deter Triumphbogen in den Chor der Kapelle, der wieder zumal in 
seiner Ornamentik mit jenem der Margaretenkapelle übereinstimmt. 
(Forts. folgt.) 
s) Eine der Säulen ist aus zwei Stücken zusammengesetzt und über der Fuge 
mit einem angearbeiteten Ringe geziert. Dieser Umstand veranlaßte die Sage, die 
jedem Besucher erzählt wird, daß einst der Burggeistliche mit dem Teufel gewettet 
— einzeln aus 
Flalien geholt haben würde. Der Teufel war flink, das Pfäfflein aber flinker. 
Schon- hatie der Teufel drei Säulen gebracht, und war auch schon mit der vierten 
ganz nahe, da sagte das hurtige Pfäfflein Amen. Voll Wut warf der Teufel die 
Säule hin, daß sie in zwei Stuͤcke zerbrach. Ein Menschenkopf oberhalb des Triumph⸗ 
hogens der Kapelle souͤ jener des flinken Burgkaplans sein, der sich den billigen 
Transport zu verschaffen wußte
	        
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