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Hoffnungen, die die Patrioten auf die im Vorjahre in Augsburg ent⸗
worfene neue Reichsordnung gesetzt hatten. Die Tage des Reichs⸗
regiments waren gezählt. Seine Mitglieder wurden nicht bezahlt und am
21. März 1502 erging von Innsbruck aus ein Schreiben König Maximi—
lians an die Räte, „soviel deren jetzt zu Nürnberg wären,“ worin er ihnen
anzeigt, daß er dem Erzbischof von Mainz das Regimentssiegel abge⸗
fordert habe. Damit war die Thätigkeit dieses kurzlebigen Reichsinstitutz
beendet. Kaum anderthalb Jahre hatte es in unserer Stadt gesessen.
Es wird berichtet, daß zu dem im Sommer des Jahres 1501
abgehaltenen Regimentstag viele Stände nicht nach Nürnberg kommen
wollten, so daß man sich schon mit dem Gedanken vertraut machte,
den Sitz des Regiments nach Worms oder Frankfurt zu verlegen.)
Der Grund dafür waren natürlich die „gefährlichen Läufte,“ die ewigen
Händel mit dem Markgrafen, die Fehden mit den umwohnenden Rittern,
um deren Willen der Rat sogar jede Fastnachtskurzweil und wie schon
im Jahre vorher (1500) die Heiligtumsweisung einstellte. Wie Müllner
erzählt, hetzten die letzteren, die „frommen Edelleute,“ die sich bei den
Markgrafen alles Schutzes versehen konnten, damals sogar einen ein—
fachen Fuhrmann aus Bruck, Kunz Keltsch, auch Ochs genannt auf,
der um einer ganz geringfügigen Ursache willen der Stadt Nürnberg
Feind wurde. Aber noch ehe er ihr förmlich absagte, begann er schon
mit seinen Helfern, unter denen Anton von Vestenberg der vornehmste
war, im Nürnbergischen Gebiet zu sengen, zu brennen und zu rauben.
Was half es, daß er vom Reichsregiment als Landfriedensbrecher in
die Acht gethan wurde (29. August 1501). Es war ein bitterer Hohn
auf die völlige Unzulänglichkeit der Reichsverfassung, daß während im
Innern Nürnbergs die Behörde tagte, die sich damals als die oberste
Zentralgewalt im Reiche aufspielten, draußen dicht vor den Mauern
der Stadt, den Bestimmungen des ewigen Landfriedens zum Trotz
wieder die kleine und kleinste Fehde Land und Straßen unsicher machte.
Von dem Herzog Albrecht von Sachsen**) soll zuerst das Mittel
empfohlen worden sein, irgend einen herrenlosen Buben zu gewinnen,
der nichts zu verlieren hätte, auf dessen Rechnung man ohne große
Unkosten und Gefahren einer Stadt ernstlich zusetzen, ja sie geradezu
bekriegen konnte. So wußte man auch in Nürnberg, daß nicht nur
andere Ritter unter dem Namen des Keltsch heimlich Zugriffe übten,
sondern daß vor allem auch der Markgraf ihm und seinen Helfern
Unterschleif gewährte. Forts. folgt.)
— Kraus, a. a. O. S. 188. Vgl. auch Ulmann, Heinrich, Kaiser Mari—
milian J. ITI. Vo.
*c) Albrecht der Beherzte, der Stammvater der Albertinischen Linie des Hauses
Wettin. Es ist derselbe, der im Jahre 1496 die Stadt mit dem Markgrafen vertrug.