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rechnen konnte, wenn er die feindliche Reiterei gleich beim ersten An—
prall zu Boden warf. Da ihm dies nicht gelang, so war es gewiß
das klügste, so schnell als möglich das Feld zu räumen und nicht erst
das Eintreffen des städtischen Fußvolks abzuwarten. Denn dann wären
wirklich zehn Nürnberger auf einen Markgräflichen gekommen.
Glaubhaft ist überliefert, daß der Markgraf selbst zweimal nur
mit Not einer Gefangennahme entgangen sei. Die Sage aber weiß zu
erzählen, daß der Markgraf thatsächlich bei der regellosen Flucht seiner
Leute in die Gewalt eines feindlichen Ritters und zwar in die des
Kunz von Kaufungen selber geraten sei, daß ihn dieser aber auf sein
fürstliches Ehrenwort, sich überall stellen zu wollen, wohin er es ver—
lange, wieder freigelassen und den Nürnbergern nichts von diesem Vor—
fall gemeldet habe. Der Ritter soll dies, als er im Jahre 1455 in Freiburg
wegen des von ihm verübten Prinzenraubes hingerichtet wurde, selbst
gestanden und geäußert haben, daß er diesen Tod schon allein wegen seiner
Untreue gegen die Nürnberger verdiene. Die Nürnbergischen Chroniken—
schreiber haben es sich natürlich nicht nehmen lassen, diese Sage immer
von neuem wieder ihren gläubigen Lesern aufzutischen, denen es
schmeichelte, daß der grimmige Feind ihrer Vaterstadt nur mit genauer
Not den Händen ihrer Vorvordern entkommen sei.*) Der Rat war
wie erklärlich voller Freude über diesen Sieg, und es sind noch eine
ganze Reihe von Schreiben erhalten, durch die er seine Bundesgenossen
davon in Kenntnis setzte. Einen irgendwie bestimmenden Einfluß aber—
etwa auf den Gang der Verhandlungen, die unausgesetzt und neuer—
dings auch mit größerer Thätigkeit von Seiten des königlichen Hofes
weiter geführt wurden, hat die „Schlacht bei Pillenreuth“ um so
weniger gehabt, als der Markgraf seine Niederlage nicht lange darauf
durch einen von ihm erfochtenen Sieg wettzumachen wußte. Er hielt
sich damals (am 14. April) gerade in Ansbach auf, als ihm gemeldet
wurde, daß im Südwesten in der Gegend von Leutershausen (im Alt⸗
mühlgrunde) der Horizont von Feuern gerötet sei, das gewöhnliche
Zeichen, daß ein feindlicher Haufe unterwegs sei und dort, wie es
üblich war, sengte und brannte. Darauf machte er sich sofort, wie
berichtet wird, mit 800 Pferden auf und dem Scheine der Feuer nach—
ziehend, traf er auch bald auf eine stattliche Zahl berittener Mann—
schaft, die im wesentlichen aus einem Aufgebot schwäbischer Städte
— —
) Kunz von Kaufungen scheint sich in Wirklichkeit einer anderen Untreue
gegen die Nürnberger schuldig gemacht zu haben, nämlich indem er sich später an
Nürnbergischer Kaufmannschaft vergriff. Doch liegt die Sache nicht ganz lar.
Vgl. Mitteilungen des Vereins ür Geschichte der Stadt Nürnberg, 2. Heft, —
Während des Krieges hielt er sich „gar redlich, also daz in meniglich liep het,
Städtechroniken II. S. 327.