Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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deten Löwen, die jeder ein Kamel zerreißen, ein Werk der Araber in 
Sicilien. Dazu kommen zwei Paar Handschuhe, das eine von purpur⸗ 
farbener Seide mit Perlen und bunt emaillierten Stückchen Goldes 
reich verziert, das andere von Hundsleder aus einem Stücke verfertigt, 
die karmoisinroten seidenen Strümpfe, gleichsfalls arabische Arbeit, 
drei paar Schuhe, drei Gürtel, zwei silberne übergoldete Sporen, zwei 
Arm- oder besser Achselspangen, da sie auf den kaiserlichen Kleidern 
nahe an der Achsel befestigt wurden, endlich das Schweißtuch oder 
Sudarium, das wahrscheinlich ehemals unter der Krone getragen wurde. 
Zu dem Reichsheiligtum, einer Sammlung von Reliquien gehören 
folgende Stücke: Die heilige Lanze, mit der dem Heiland, als er am Kreuze 
hing, die Seite geöffnet worden sein soll, ein spitziges etwa 1u/2 Fuß 
langes zweischneidiges Speereisen, in der Mitte der Länge nach durch— 
brochen, mit zwei Löchern, um an einem Schaft befestigt zu werden. 
In der Mitte des Speers ist mit Silberdraht ein Nagel befestigt, mit 
dem angeblich eine Hand des Erlösers ans Kreuz geschlagen war. 
Ferner ein Stück von diesem Kreuze selbst, ein Stück der Schürze, die 
Christus anhatte, als er seinen Jüngern vor dem Abendmahle die 
Füße wusch, ein Stück des Tischtuches, worauf das Abendmahl ge— 
halten worden sein soll, fünf Dornen aus der Dornenkrone Christi, 
ein Zahn Johannis des Täufers, ein Stück vom Rocke des Evange⸗ 
listen Johannes, ein Span von der Krippe Christi, ein Armknochen 
der heiligen Anna, drei Glieder von dreierlei eisernen Ketten, 
womit der Sage nach St. Peter, St. Paulus und Johannes der 
Evangelist in ihrem Gefängnisse gefesselt gewesen, und endlich ein 
großes goldenes Kreuz, 81/3 Fuß lang, im Innern hohl, auf der 
Vorderseite mit großen schön gefaßten Perlen und Edelsteinen geziert. 
Sämtliche Reliquien wurden in einer eichenen, mit Silber überzogenen 
länglichen Kiste aufbewährt, die mit dem in getriebener Arbeit ausge— 
führten Stadtwappen geschmückt war. Die Kiste war in einem hölzernen 
Gehäuse eingeschlossen, auf dessen Seiten Engel gemalt waren, die die 
Reliquien in der Hand halten, und das Gehäufe hing — wenigstens 
in späterer Zeit — vom Gewölbe des Chors der Spitalkirche an einer 
Kette herab. Auch die Reichskleinodien wurden im Chore der Kirche 
oder in der Kapelle über der Sakristei sorgfältig verschlossen aufbewahrt. 
In der Urkunde König Sigmunds, worin den Nürnbergern die 
für alle Zeiten unwiderrufliche Aufbewahrung der Heiligtümer zuge⸗ 
sichert wird, heißt es im besonderen, daß die Stadt das Heiligtum 
alle Jahre einmal öffentlich zeigen soll am vierzehnten Tage nach dem 
Karfreitag, dem Freitag vor Misericordias domini. Kein Priester soll 
mit dem Heiligtume etwas zu „schicken“ Macht haben, denn allein zu
	        
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