Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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wie man ihn gewöhnlich nannte (nicht Hussiten), als einen greulichen 
Ketzer betrachtete. Als daher eine zu dem Konzil nach Basel unterwegs 
befindliche hussitische Gesandtschaft in Nürnberg übernachten wollte 
fand sich niemand in der Stadt, der ihr Herberge geben wollte und alß 
es dann schließlich doch einer that, lud er damit große Unehre auf sich.r) 
Und als die Kunde nach Nürnberg kam, daß die radikale Partei in 
Böhmen unter ihrem Führer Prokop von den gemäßigten, auf dem 
Boden der Ordnung stehenden Hussiten (den Utraquisten) vernichtet 
worden sei, — ihre vollständige Unterdrückung erfolgte erst 1452 — 
da dankte man Gott mit Lobgesängen und heiligen Messen, ging mit 
allen Schülern und der ganzen Priesterschaft in feierlicher Prozession 
um den Markt, jedermann, jung und alt, ein Lichtlein in der Hand 
tragend und beging Seelenmessen für die in dem glücklichen Entschei— 
dungskampfe gefallenen „Christen.“**s) Noch schlummerten die Gemüter 
der großen Mehrzahl der Nürnberger Bürger ruhig im Schoße der 
allein-seligmachenden Kirche. 
Der römische König Sigmund war nach längerer Zeit wieder 
der erste, der sich in Rom zum Kaiser krönen ließ, am 81. Mai 1433. 
Die Stadt nahm lebhaften Anteil an diesem Vorgang und schickte eine 
Gesandtschaft nach Rom, die aus zwei Herren Haller, Erhart und 
Paulus Haller, Franz Rummel und Martin Haiden bestand. Alle 
diese vier nebst Sebald Behaim, der schon von früher her in der 
Nähe des Kaisers weilte, wurden von Kaiser Sigmund auf der Tiber— 
brücke, wie unser Bericht meldet, zu Rittern geschlagen, allerdings 
nur für ihre Person was aber doch als eine große Auszeichnung für 
die bürgerlichen Kreise, denen sie angehörten betrachtet wurde. Es 
war das etwas so ungewöhnliches, daß die neuen Ritter, als sie schon 
längst wieder in ihrer Vaterstadt weilten, Ansprüche erhoben, die 
der Rat in einem Schreiben als „Hoffart“ bezeichnete, und daß er sich 
genötigt sah, an die Altvorderen zu erinnern, die „Zucht und Demütig— 
keit bei uns gehandhabt hätten“. **x) Die Kaiserkrönung wurde schon da— 
mals als ein Freudenfest gefeiert. Man läutete mit allen Glocken, 
sang Lobgesänge in den Kirchen, und des Abends veranstaltete der Rat 
Freudenfeuer auf dem Markt — eine Art Illumination — und ließ 
zum Tanz um die Feuer aufspielen. Alle Welt beteiligte sich daran, 
nicht bloß das gemeine Volk, sondern auch „erbare“ Frauen. Von 
dem Gange, der damals um den Chor der Sebalduskirche herumlief 
*) Städtechroniken, X, S. 147. Doch wurde die Hauptgesandtschaft der Hussiten 
an das Konzil von der Stadt mit den für angesehene Gäste üblichen Geschenken 
(Wein und, wie auch sonst gelegentlich, Fischen) bedacht. 
**) Städtechronilen J, S. 387. 
*s*s) Städtechroniken J. S. 887. 
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