Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Die Streitigkeiten Nürnbergs mit den Burggrafen begannen über 
das den Burggrafen Johann und Albrecht am 8. März 1357 vom 
Kaiser verliehene Geleitsrecht in Farembach (Burgfarrnbach), durch 
welches sich die Nürnberger Kaufleute beeinträchtigt und geschädigt 
fühlten, weil ihnen damit die Straße nach Frankfurt verlegt und sie 
gezwungen wurden, eine bisher nicht bestehende Abgabe an die Burg— 
grafen zu zahlen. Die Stadt berief sich dagegen auf eine ihr erst vor 
kurzem (1832) in Prag verliehene und am 5. April 1355 zu Rom 
bestätigte Urkunde, die alle unrechten und ungewöhnlichen Zölle, Geleite, 
Mauten und Ungelten, durch die die Nürnberger Bürger bedrückt 
werden könnten, verbot und alle wider diese Freiheit irgend jemand 
verliehenen Briefe für ungiltig erklärte. Und in der That wurde durch 
die Zurücknahme dieses Geleits durch den Kaiser selbst, den 27. März 1857, 
der Streit gütlich beigelegt. Schon zuvor hatte die Stadt mit dem 
deutschen Orden Zweiunjen gehabt über die Benützung des Waldes, 
die sogar zu Thätlichketren führten und endlich weniger glücklich für 
die Stadt dahin ent chieden wurden, daß die deutschen Herren alles 
benbtigte Bauholz und täglich zwei Maß Brennholz aus dem Walde 
führen durften (s. oben S. 133). 
In das Jahr 1861 fällt ein für Karl selbst wichtiges Ereignis, 
das zugleich Zeugnis für eine besondere Vorliebe des Kaisers für 
Nürnberg gibt. Er hatte nämlich die Stadt dazu ersehen, daß seine 
Gemahlin Anna in ihr ihr Wochenbett halten sollte, und diese gebar 
ihm am 26. Februar des genannten Jahres zu Nürnberg einen Erben, 
den nachmaligen König Wenzel (Wenzeslaus) oder Wenzlaw wie er 
sich gewöhnlich selbst in seinen Urkunden nennt. Die Geburt dieses Prinzen 
und seine am 11. April in der St. Sebalduskirche mit großer Pracht 
stattgefundene Taufe hat Veranlassung zu einer Sage gegeben, die wir 
nur deshalb erwähnen, weil sie durch poetische und dramatische Behand— 
lung so festen Fuß im großen Publikum gefaßt hat, daß sie auch heute 
noch vielfach als Thatsache erzählt wird.“) Die Chroniken erzählen 
nämlich, es sei die Rede gegangen, die Kaiserin habe eine Tochter ge— 
boren, die man, um den Kaiser, der auf einen Sohn gehofft, nicht um 
seine Freude zu bringen, mit dem zu gleicher Stunde geborenen Sohn 
eines Nürnberger Schusters verwechselt habe. An dieses Mährchen 
knüpft sich ioch das andere, daß bei der Taufe das kaiserliche Kind 
das Taufbecken verunreinigt habe, und endlich gar die Sage, daß, als 
das Wasser zur Taufe im Sebalder Pfarrhofe gewärmt wurde, ein 
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*) Es existiert darüber ein Roman, „Der Freiknecht“, von Ludwig Storch, 
der unter dem Titel: „Hinko der Freiknecht“ auch nicht der Dramatisierung durch 
Charlotte Birchpfeiffer entgangen ist.
	        
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