Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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auf die Hallerwiese hinausführt, angelegt. Die anderen Thore, Mar—⸗ 
thor, Mohrenthor, Sternthor, Marienthor, sind alle erst in diesem 
Jahrhundert durch Durchbrechung des Mauergürtels entstanden. Im 
Anfang scheint man etwas mangelhaft gebaut zu haben, so daß man 
sich genötigt sah, in kriegerischen Zeiten die Mauer gehörig auszubessern, 
und die noch fehlenden Partieen doppelt angestrengt zu ergänzen. Das 
geschah während des großen Städtekrieges von 1387 /88, namentlich 
aber, als die Hussiten sengend und brennend durch Deutschland zogen 
imd keine Stadt vor ihren ungestümen Angriffen sicher schien. Zum 
Jahre 1480 erzählen uns die Aufzeichnungen des 1440 verstorbenen 
Endres Tucher*) daß, da die Mauer „zu der zeit nit wol pawet war 
oon Spiteltor untz (bis) zum Frawentor“, alle Bauern bei zwei Meilen 
um die Stadt, Schranken und Bollwerk davor aufführen mußten. 
Und die Chronik aus Kaiser Sigmund's Zeit meldet zu demselben 
Jahre: „Item anno dom. 1400 und in dem 80 jar da ward mancherley 
derwandelt in Nuremberg sunder mit gepew umb dy stat mit twingeren 
und mit abprechen etlich mauer und gefutert greben, dyselben stain 
man widerumb vermauret.“**) Demnach hatte der Graben zwischen den 
hbeiden genannten Thoren, der 1407 vollendet wurde, vielleicht auch 
schon Futtermauern, aber jedenfalls nicht seine jetzige Breite.“**) Seine 
für notwendig angesehene Verbreiterung erfuhr der ganze Stadtgraben 
überhaupt erst seit dem Jahre 1427, als der Rat das Gebot erließ, daß 
alle Hauswirte, einerlei ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, mit 
ihren Kindern, die über 12 Jahre alt waren und mit ihrem ganzen Gesinde, 
Knechten und Mägden, einen Tag im Jahre an dem Graben arbeiten mußten. 
Wer dazu nicht im Stande war, mußte einen Ersatzmann stellen. Dieser 
Befehl wurde nachher dahin abgeändert, daß jeder, der nicht selbst 
arbeiten konnte oder mochte, 10 Pfennige zahlen mußte. Davon war 
Niemand ausgenommen, weder Ratsherr noch Beamter, noch sonst 
irgend eine weltliche Person in der Stadt. Dies Ratsgebot blieb 
10 Jahre hindurch in Kraft, nur scheint die Lösungssummie allmählich 
berringert worden zu sein. Die einlaufenden Gelder wurden zum 
erstenmale beim Jahre 1428 verrechnet mit 998 Pfund und 7 Schilling 
Haller. Im folgenden Jahre kamen nur 581 Pfund ein (wir über⸗ 
zehen hier und im folgenden die kleine Münze), und so weiter immer 
weniger, bis die Einnahme im Jahre 1487 nur noch 116 Pfund betrug 
und 1438 völlig aufhörte. Die Ausgaben für den Grabenbau erreichten 
SF— 
3—d.1 Peerp⸗ Tucher's Memorial 1421 bis 1440, in den Städtechroniken. 
— Sladtechroniken, Bd. L. S. 376. 
4 Bach, . . O. S. 67.
	        
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