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gefädelt hatte, war das Geschäft, das er mit dem Papst abschloß,
um die deutsche Nation um die vom Konzil angebahnte Reform und
Selbständigkeit ihrer Kirche zu betrügen. Friedrich selbst besaß
freilich nicht Witz genug weder zur Einfädelung noch zur Ausführung
dieses Betrugs; in dem schlauen, skrupellosen Italiener Enea Silvio
Piccolomini aus Siena, dem nachmaligen Papst Pius II., gewöhnlich
Aneas Silvius genannt, bot sich aber der geeignete Mann, das
schnöde Werk zu vollbringen. Enea Silvio war beim Basler Konzil
Geheimschreiber mehrerer Prälaten gewesen und hatte sich durch seine
hervorragende humanistische Bildung, sowie durch seine Geschäfts—
gewandtheit sehr bemerklich gemacht. Er war ein entschiedener Vor—
kämpfer der reformfreundlichen antipäpstlichen Partei, machte sich
aber als richtiger Streber auch kein Gewissen daraus, als es Zeit
war, zur anderen Partei überzulaufen. Friedrich III. hatte auf
seiner Krönungsreise in Frankfurt seine Bekanntschaft gemacht und
an dem geschmeidigen Italiener, der in der Kunst sich an- und ein—
zuschmeicheln ein Meister sondergleichen war, so viel Gefallen ge—
funden, daß er nicht bloß ihn als Dichter krönte, sondern ihn nach—
her auch als Geheimschreiber in seine Kanzlei aufnahm. Bald war
der UÜberläufer die rechte Hand des römischen Königs und die Seele
des gemeinen Ränkespiels, das sich hinter dem Rücken der deutschen
Fürsten zwischen Rom und Wiener-Neustadt abspann.
Von König Friedrich III. wegen eines dritten, ganz neutralen
Konzils zu unterhandeln nach Rom geschickt, spielte sich Aneas Silvius
vor dem Papste als reuiger Sünder auf, der es bloß aus jugend—
lichem Ubermut mit dem Konzil gehalten habe, eroberte durch sein
diplomatisches Geschick und durch seine genaue Kenntnis der deutschen,
böhmischen und ungarischen Verhältnisse das Vertrauen und die
Gunst des von ihm noch kurz vorher befehdeten Papstes und be—
reitete den an den König Friedrich abgeordneten päpstlichen Gesandten
die Wege. Die schmutzige Habgier des römischen Königs und der
leidenschaftliche Wunsch des Papstes, des Konzils mit allen seinen
Reformbestrebungen los zu werden, trafen auf dem richtigen Punkt
zusammen. Der König versprach ohne Wissen der Reichs—
stände, neben der Preisgebung des Konzils und dessen Reform—
beschlüssen, seine Gehorsamserklärung gegen den Papst, wogegen
dieser dem König das Recht auf Verleihung von hundert Benefizien
und das Vorschlagsrecht für sechs Bischöfe in seinen Erblanden zu—
sagte, die Kaiserkrönung versprach und was die Hauptsache war:
dem König 210000 Dukaten verschrieb. Um diesen Preis
verschacherte und verriet der Mehrer des Reichs die kirchliche Unab—
hängigkeit der deutscheu Nation in demselben Augenblick, wo die
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