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Abschied. 
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Dürers Pforte. Es war der gute Meister Michel Wolgemut, 
der mochte es sich nicht versagen, seinem lieben Albrecht das 
Geleit zu geben. 
Kaum war er eingetreten, so kamen noch zwei andere 
Männer: Meister Hans Traut, auch ein Nürnberger Maler, 
und der greise Adam Kraft, der Meister in Stein und Holz. 
Auch sie wollten dem liebenswerten, hoffnungsvollen Jüngling 
den Reisesegen geben. 
Sie fanden denselben schon gerüstet. Noch einmal ruhte 
Albrecht in des Vaters Armen, noch einmal herzte ihn die 
Mutter und sprach mit thränenerstickter Stimme: „Geh im Namen 
Christi“, dann öffnete Meister Dürer die Thür, und die vier 
Männer traten über die Schwelle in den frischen klaren April— 
morgen hinaus. 
Sie wendeten sich dem Heumarkt zu und schlugen sich dann 
durch die Laufergasse nach der Beckschlagergasse auf das Wöhrder 
Thor zu. In der Nähe des letztern lag die Wohnung des 
Herrn Hans Frey, und daß es an dieser vorüberging, war dem 
Albrecht ein süßer Trost. Vielleicht daß seine Augen noch ein— 
mal das Bild derjenigen erblickten, die seine Seele heimlich liebte, 
vielleicht daß ihre Augen ihm noch einen letzten Scheidegruß zu— 
winkten. Die Stunde seines Aufbruchs wußte sie ja. Ob sie 
ihm auch hold sei, er wollte es jetzt erproben. Stünde sie am 
Fenster, so sollte das ihm ein Zeichen sein, daß sie ihm geneigt 
sei und um seinen Abschied trauere. 
Während die vier Männer angelegentlich mit einander 
redeten, ließ er verstohlen die Augen an dem Haus hinauf— 
gehen — wirklich, dort oben an dem Fenster ihres Kämmer— 
leins, da stand sie, ein weißes Tüchlein vor den Mund pressend. 
Albrecht blieb etliche Schritte hinter den Männern zurück, daß 
niemand ihn beobachte, dann winkte er mit der Hand einen
	        
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