II. Versuche zur Bildung einer Kultusgemeinde.
Seit dem Jahre 1850 steigerte sich. der Zuzug der
Juden nach Nürnberg von Jahr zu Jahr. Im Jahre 1852
wurde hier an den hohen Festtagen der erste Gottesdienst
abgehalten. Am 10. September 1852 erschienen Hirsch
Scherer, Löb Hopf, Joseph Friedmann vor dem
Magistrate und erklärten: »Wir beabsichtigen das, künf-
‘igen Dienstag und Mittwoch den 14.—15. ds. Mts., ein-
:retende jüdische Neujahrsfest, sowie den auf den 23. ds.
Mits. fallenden Versöhnungstag in Gemeinschaft mit noch
anderen 7 hiesigen Glaubensgenossen, unter Zuziehung des
zeprüften Religionslehrers Vorhaus von Fürth in dem
Hause der Weinwirthswittwe Bayer und zwar in der dritten
Etage zu begehen und bitten daher uns hiezu die polizei
iche Erlaubniss zu ertheilen.« Dieses Gesuch wurde unter
der Bedingung genehmigt, »dass mit der Ausübung dieser
Andacht kein nach aussen dringendes Geräusch ver-
aunden sey.«
Ob man sich der Bedeutsamkeit dieses ersten Gottes:
dienstes nach vierthalbhundertjähriger Verbannung aus
Nürnbergs Mauern bewusst gewesen? Wir wissen es nicht.
Die Akten schweigen darüber. Aber die Thatsache ver-
dient jedenfalls verzeichnet zu werden, dass die ersten
10 Juden, die sich hier niederliessen, alsbald zu einem
Gottesdienste sich zusammen fanden.
Im Jahre 1855 wohnten bereits 21 jüdische Familien
in Nürnberg, !) von denen jedoch nur 6 die Ansässigkeit
N Darunter Dr. David Morgenstern, der erste jüdische
Abgeordnete in Bayern, der vom Jahre 1846 bis 1855 in der bayerischen