Volltext: Die israelitische Kultusgemeinde Nürnberg

Die gleiche Praxis wurde auch in den nächsten zwei 
Jahrzehnten beobachtet, Auf besondere »Licenzscheine« 
wurde zahlreichen Juden gestattet, sich in Nürnberg tagelang 
aufzuhalten und ihre Geschäfte zu erledigen. Namentlich 
war es Hopfen, mit dem sie, wie es scheint, einen schwung- 
haften Handel trieben. Dem suchte die Kreisregierung in 
höherem Auftrage entgegenzutreten, indem sie anordnete, 
»dass überhaupt die Ertheilung von Licenzen zum Hopfen- 
handel an Israeliten nicht ferner stattfinden solle.« !) Die 
in Folge dieses R.-E. eingeholte Polizeinote besagt, »dass 
auf der städtischen Waage tagtäglich eine Menge Juden 
im Hopfenhandel Verkehr treiben.« ?®) 
') Diese R.-E. vom ı. Oktober 1845 fusst auf einer M.-E. vom 
25. September 1845, welche die Kreisregierung beauftragt, »alsbald 
die geeigneten Anordnungen zu treffen, damit der Handel mit Hopfen 
und Getraide sowie mit allen zur menschlichen Nahrung dienenden 
Früchten, insbesondere auf öffentlichen Märkten einer wachsamen 
Beaufsichtigung unterstellt und hierbei gegen das Unwesen unbefugter 
Händler und Aufkäufer und namentlich gegen jeden unzulässigen 
Zwischenhandel nach Mafsgabe der einschlagenden gesetzlichen und 
Verordnungsbestimmungen ernstgemessen eingeschritten werde.« Da 
die R.-E. nur die Erteilung von Licenzen zum Hopfenhandel verbietet. 
die übrigen in der M.-E. erwähnten Handelsgebiete unberührt lässt, 
50 scheinen sich die nach Nürnberg kommenden Juden in dieser 
Zeit vorzugsweise mit Hopfenhandel befasst zu haben. 
?) Dass der Verkehr der Juden in Nürnberg schon seit den 
zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein starker war, erhellt aus 
folgender Episode. Im September 1854 brachten Isaak Hess und 
Abraham Fränkl aus Fürth auf den hiesigen Viehmarkt Lulaw 
und Ethrog zum Verkaufe, was der Aufsichtsbeamte des Viehmarktes 
beanstandete. Die beiden Handelsleute gaben nun zu Protokoll, 
‚Bereits seit ca. 30 Jahren finden wir uns alljährlich zur Zeit des 
Laubhüttenfestes am Viehmarkte dahier ein, um daselbst Zedern 
äpfel und Palmenzweige an unsere Glaubensgenossen zu verkaufen. 
Darauf wurde der Verkauf dieser »Zedern« frei gegeben.
	        
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