Volltext: Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs (2. Band)

886 Sechster Teil. Ergebnisse und Entwicklung von 1877 bis 1794. 
entspringen teils der unbelebten Natur, teils dem menschlichen Willen. 
Vorkehrungen gegen Wassers- und Feuers-, Seuchen- und Hungersgefahr 
zu treffen, ist zu allen Zeiten als Aufgabe der Stadtverwaltung angesehen 
worden. Aber die öffentlichen Mittel, die hierfür aufgewendet werden, 
fallen kaum ins Gewicht; denn um Schadenfeuern wirksam vorzubeugen, 
genügten verhältnismäfsig einfache ‘Löscheinrichtungen und eine wenig 
kostspielige Baupolizei. Das Wasser der Pegnitz vermochte der Stadt 
trotz mancher Tücken nicht gar zuviel anzuhaben. Seuchen gegenüber 
begnügte man sich im allgemeinen mit Anstalten zu schleuniger Beerdigung 
der Toten, und was endlich die Hungersnöte anbetrifft, so pflegen die 
Zinsen, welche die ihretwegen in Vorrat gehaltenen Lebensmittel ver- 
schlingen, durch die Verkäufe in teurer Zeit wieder eingebracht zu werden. 
Eine weit umfangreichere Verwaltungsthätigkeit und entsprechend 
gröfsere Mittel waren nötig, um die vielen, aktiv oder passıy am Erwerbs- 
leben beteiligten Einzelwillen mit einander in Einklang zu bringen. 
Nachbarlicher Verkehr und industrieller Wettbewerb, die zwiespältigen 
[Interessen der Konsumenten und Produzenten und vor allem die zwischen 
Arbeitgebern und Arbeitnehmern nur zu leicht entflammte Eifersucht 
erzeugten Reibungen, die im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit zu 
mildern und erträglich zu machen der Rat jederzeit als seine vornehmste 
Aufgabe betrachtet hat. Die Anstalten und Einrichtungen, die er zu diesem 
Zwecke schuf, haben sich mit der wachsenden Stärke des Verkehrs von 
Jahrhundert zu Jahrhundert: vermehrt. Da jedoch stets der Grundsatz 
aufrecht erhalten wurde, dafs wer den Vorteil davon habe, auch zu ihrer 
Unterhaltung beitragen müsse, so wurden die Verwaltungsunkosten, die 
durch sie entstanden, zum weitaus gröfsten Teil durch Benutzungsgebühren 
gedeckt, und aus öffentlichen Mitteln brauchten immer nur verhältnis- 
mäfsig kleine Summen zugeschossen zu werden. Am teuersten kam wohl 
in dieser Hinsicht der Stadt die sorgfältigere Ausgestaltung der Gerichts- 
behörden zu stehen, die mit der Begründung des Appellationsgerichts und 
der Einrichtung eines Zuchthauses im siebzehnten Jahrhundert ihren 
Abschlufs fand. Aber °auch die durch sie hervorgerufenen Mehrkosten 
waren ım Vergleich zu dem Gesamtverbrauch bescheiden genug. 
Ganz anders als der Kampf gegen die Elemente und die Aufrecht- 
erhaltung der inneren Ordnung wirkten auf die öffentliche Haushaltung 
die willkürlichen Störungen ein, welche von aufsen her in das Wirtschafts- 
leben der Stadt hineingetragen wurden. Zwar stand Nürnberg unter dem 
Schutz des Reichs, aber die Reichsorganisation war viel zu schwach, um 
einen friedlichen Ausgleich der zwischen seinen Gliedern bestehenden; wirt- 
schaftlichen Gegensätze gewährleisten zu können. Der Selbsthilfe blieb
	        
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