Volltext: Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs (2. Band)

266 Sechster Teil. Ergebnisse und Entwicklung von 1377 bis 1794. 
400000 fi emporschnellen, so ist doch diese Steigerung, zu der eine un- 
gewöhnlich hohe Reichs- und Kreisanlage 87000 fi und ein Verlust, den 
die Stadt damals durch ihre Beteiligung an den mansfeldischen Kupfer- 
minen erlitt, 154000 £ beitragen, mehr zufälliger Natur. Immerhin läfst 
sich ein langsames Anwachsen der Ausgaben für Bauten, Waffen- und 
Munitionsbeschaffung, Sicherheits- und Gesandtschaftsdienst seit dem Be- 
ginn des Jahrhunderts nicht verkennen. Gleichzeitig gehen aber die Schuld: 
zinsen bis 1619 um 50000 fl zurück, sodafs von den 200000 fi, um welche 
die wirkliche Gesamtausgabe ın den‘ Jahren 1617/18 diejenige von 1590 
und 1600 übertrifft, reichlich die Hälfte für aufserordentliche Schulden 
tilgung übrig bleibt. 
Das Jahr 1619, das erste nach Ausbruch des Dreifsigjährigen Krieges, 
läßt die wirklichen Ausgaben auf 830000 fi steigen. Die Kriegskosten 
dieses Jahres belaufen sich auf ungefähr eine halbe Million, und die der 
nächstfolgenden dürften hinter dieser Summe kaum zurückgeblieben sein. 
Zwar verzichtete der Rat infolge der Schlacht am Weifsen Berge bald 
auf weitere aktive Beteiligung an der Kriegführung; aber auch die Neu- 
tralität erforderte erhöhte Bereitschaft, und die Militärlasten blieben daher 
nach wie vor aufsergewöhnlich grofse. Dennoch verschwinden sie fast 
neben den ungeheuren Opfern, welche die Münzkrisis vom Jahre 1623 
zur selben Zeit der Stadtkasse auferlegte. Das minderwertige Geld, das 
zum Teil schon vor, insbesondere aber nach dem Ausbruch des Krieges 
massenhaft in der Stadt verbreitet worden war, fing seit 1622 an, seinen Kredit 
zu verlieren. Die Bauern, die ihre landwirtschaftlichen Produkte in der Stadt 
absetzten, weigerten sich, es anders als zu seinem wahren Silberwerte an- 
zunehmen, und infolgedessen sahen sich auch die Bäcker, Brauer und 
Fleischhacker gezwungen, von ihren Kunden Bezahlung in vollwertiger 
Münze zu verlangen. Da aber zur selben Zeit das schlechte Geld im 
internen Kleinverkehr und zumal bei Lohnzahlungen noch gang und gäbe 
war, so wollte es dem kleinen Mann natürlich durchaus nicht in den 
Sinn, dafs seine sauer erworbenen Pfennige beim Einkauf von Lebens- 
mitteln mit einem Male nichts mehr wert sein sollten. Es bemächtigte 
sich der Massen eine gewaltige Erregung, die sich in erster Linie gegen 
die Bäcker, Brauer und Fleischhacker richtete, und diese wieder bestürmten 
den Rat um Schutz. Da der Rat sich anders nicht zu helfen wufste, be- 
fahl er ihnen, das schlechte Geld bis zu. seiner endgiltigen Verrufung den 
früher erlassenen Taxordnungen gemäfs in Zahlung zu nehmen und es an 
die damals errichtete Zahlstelle der Losungstube, das sogenannte „Schau- 
amt“, abzuliefern, wo es ihnen kostenlos in gute Münze umgetauscht 
werden sollte. Diese Mafsregel, die den Schaden des einzelnen auf die
	        
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