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des Evangelisten Johannes, ein Span von der Krippe
Christi, ein Armbein der hl. Anna, je ein Glied von den drei
Ketten, womit die Apostel Petrus, Paulus und Johannes
im Gefängniss gefesselt gewesen, ein grosses goldenes
Kreuz 3!/, Fuss lang, 50 Mark schwer, das Kaiser Kon-
rad IL um1137 verfertigen liess. In den ältesten Zeiten
sind diese Kleinodien gewöhnlich mit den Kaisern herum-
gewandert. Kaiser Heinrich IV. bewahrte sie auf dem
Bergschloss Hartesburg zwischen Goslar und Cellerfeld,
dann auf dem Schloss Hammerstein, Andernach gegen-
über. Unter Heinrich V., den Hohenstaufen, und zur
Zeit des Interregnums, wurden sie meist auf dem Reichs-
schlosse Trifels bei Anweiler in der Rheinpfalz verwahrt.
Kaiser Rudolph von Habsburg liess sie von Trifels
nach‘ seinem Schlosse Kyburg, bei Winterthur in der
Schweiz, bringen; von da treten sie bei dem Wechsel
der Kaiser aus anderen Häusern wieder verschiedene
Wanderungenan. Unter KaiserL udwig, dem Bayern, waren
sie in München. Nach seinem Tode überlieferte sie sein
Sohn, Kurfürst Ludwig zu Brandenburg, Herzog in Bayern.
dem Kaiser Karl IV. in Nürnberg, unter der Bedingung,
dass sie fortan entweder in Frankfurt oder Nürnberg
aufbewahrt werden sollten; allein Karl IV. liess sie auf
das Schloss nach Prag bringen. Kaiser Wenzel ver-
wahrte sie nach seiner Absetzung seit 1410 auf dem
böhmischen Schlosse Karlstein; Kaiser Sigismund
brachte sie von da wegen der böhmischen Unruhen 1423
nach der Blindenburg an der Donau 'in Ungarn, wo
auch die ungarische Krone verwahrt wurde. Da aber die
Kurfürsten mit diesem ausländischen Aufbewahrungsort
unzufrieden waren, so erfüllte Sigismund das Versprechen
seines Vaters, des Kaisers Karl IV., und übergab dieselben
der Stadt Nürnberg zu. ewiger Verwahrung. Zwei
nürnberger Abgeordnete, Georg Pfinzing und Sigmund
Stromer, erschienen auf der Blindenburg und brachten
dieselben 1424, acht Tage nach Lichtmess, heimlich auf
einem Wagen, wie wenn sie Fische führten, nach Nürn-
berg, wo die ganze Bürgerschaft ihnen in Prozession ent-
gegen ging. Seit diesem Jahre 1424 wurden die Reichs-
insignien bis auf die neueste Zeit (1796), wo sie wegen
der Franzosen durch den Reichsschultheiss v. Haller im
(Geheimen nach Wien geschafft wurden, in Nürnberg