Objekt: Alt-Nürnberg

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größer Werk, als wenn er den Main über den Vogelsberg führte.“ 
Aeneas Silvius stellte bei der Behandlung der oppositionell gesinnten 
geistlichen und weltlichen Fürsten Deutschlands seine Rechnung auf 
die Gemeinheit der Menschennatur und er verrechnete sich nicht. 
Wo Beschmeichelungen und Versprechungen nicht ausreichten, mußten 
päpstliche Gunsterweisungen reeller Art den Dienst verrichten. Für 
Fürstensöhne waren Bischofssitze, für die hohen geistlichen Herren 
andere Vorteile bereit. Als der Piccolomini den Papststuhl bestieg, 
war die deutsche Opposition der großen Herren bereits verstummt. 
Zwei Pläne waren es, von welchen die Seele Pius II. erfüllt 
war. Vor allem gedachte er ganz Europa gegen die Türken als die 
geschworenen Feinde des Christenglaubens in Bewegung zu setzen 
und dann wollte er alle oppositionellen Gelüste gegen die unumschränkte 
Papstgewalt für immer niederschmettern. 
Zu dem ersteren Zwecke berief er alle Fürsten des Abendlands 
zu einem Kongreß in Mantua im Sommer 1459. Schon sah er 
im Geiste die Flotten der italienischen Seestädte dem Hellespont zu— 
schwimmen und neue Kreuzheere zu Hunderttausenden auf dem 
Marsche längs der Donau hinab. Aber diesesmal, wo er nicht auf 
die Gemeinheit, sondern auf die Begeisterung für das von ihm er— 
hobene Ideal spekulierte, verrechnete er sich gründlich. Die italienischen 
Städte hatten durchaus keine Lust, den päpstlichen Kreuzzugsplänen 
zuliebe ihren Levantehandel zu Grunde zu richten und auch die 
Fürsten zeigten nichts weniger als Eile, dem päpstlichen Rufe zu 
folgen. In langen Zwischenräumen kam einer nach dem anderen 
mit kleinerem oder größerem Gefolge herangeritten, die meisten 
blieben ganz weg. Und als dann der Papst vor den Versammelten 
seine hochtönenden Türkenreden vernehmen ließ, die Notwendigkeit 
von Türkenzehenten auf drei Jahre nachwies und die Opferwilligkeit 
der Fürsten aufrief, begegnete ihm eisiges Schweigen. Um so leb— 
haftere Zustimmung fand Gregor Heimburg, welcher als Ab— 
gesandter zweier mit dem Kaiser verfeindeter habsburgischer Fürsten, 
der Herzoge Albrecht von Osterreich und Sigmund von Tirol, dem 
Kongreß beiwohnte, als er nicht allein die Schwierigkeiten, welche 
der Ausführung eines Kreuzzugs entgegenstünden, hervorhob, nament— 
lich aber mit rücksichtsloser Schärfe darauf hinwies, daß die von 
den Päpsten bisher dem gläubigen Volke abgepreßten Summen zu 
ganz anderen als den vorgeschwindelten Zwecken verwendet worden 
seien. Die päpstliche Kreuzzugsidee hatte das Ende einer bunt— 
schimmernden Seifenblase; noch ehe der Kongreß von Mantua aus— 
einander ging, bestand für Pius II. kein Zweifel mehr, daß alle 
seine hochfliegenden Hoffnungen und Bestrebungen vergeblich gewesen. 
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