268
größer Werk, als wenn er den Main über den Vogelsberg führte.“
Aeneas Silvius stellte bei der Behandlung der oppositionell gesinnten
geistlichen und weltlichen Fürsten Deutschlands seine Rechnung auf
die Gemeinheit der Menschennatur und er verrechnete sich nicht.
Wo Beschmeichelungen und Versprechungen nicht ausreichten, mußten
päpstliche Gunsterweisungen reeller Art den Dienst verrichten. Für
Fürstensöhne waren Bischofssitze, für die hohen geistlichen Herren
andere Vorteile bereit. Als der Piccolomini den Papststuhl bestieg,
war die deutsche Opposition der großen Herren bereits verstummt.
Zwei Pläne waren es, von welchen die Seele Pius II. erfüllt
war. Vor allem gedachte er ganz Europa gegen die Türken als die
geschworenen Feinde des Christenglaubens in Bewegung zu setzen
und dann wollte er alle oppositionellen Gelüste gegen die unumschränkte
Papstgewalt für immer niederschmettern.
Zu dem ersteren Zwecke berief er alle Fürsten des Abendlands
zu einem Kongreß in Mantua im Sommer 1459. Schon sah er
im Geiste die Flotten der italienischen Seestädte dem Hellespont zu—
schwimmen und neue Kreuzheere zu Hunderttausenden auf dem
Marsche längs der Donau hinab. Aber diesesmal, wo er nicht auf
die Gemeinheit, sondern auf die Begeisterung für das von ihm er—
hobene Ideal spekulierte, verrechnete er sich gründlich. Die italienischen
Städte hatten durchaus keine Lust, den päpstlichen Kreuzzugsplänen
zuliebe ihren Levantehandel zu Grunde zu richten und auch die
Fürsten zeigten nichts weniger als Eile, dem päpstlichen Rufe zu
folgen. In langen Zwischenräumen kam einer nach dem anderen
mit kleinerem oder größerem Gefolge herangeritten, die meisten
blieben ganz weg. Und als dann der Papst vor den Versammelten
seine hochtönenden Türkenreden vernehmen ließ, die Notwendigkeit
von Türkenzehenten auf drei Jahre nachwies und die Opferwilligkeit
der Fürsten aufrief, begegnete ihm eisiges Schweigen. Um so leb—
haftere Zustimmung fand Gregor Heimburg, welcher als Ab—
gesandter zweier mit dem Kaiser verfeindeter habsburgischer Fürsten,
der Herzoge Albrecht von Osterreich und Sigmund von Tirol, dem
Kongreß beiwohnte, als er nicht allein die Schwierigkeiten, welche
der Ausführung eines Kreuzzugs entgegenstünden, hervorhob, nament—
lich aber mit rücksichtsloser Schärfe darauf hinwies, daß die von
den Päpsten bisher dem gläubigen Volke abgepreßten Summen zu
ganz anderen als den vorgeschwindelten Zwecken verwendet worden
seien. Die päpstliche Kreuzzugsidee hatte das Ende einer bunt—
schimmernden Seifenblase; noch ehe der Kongreß von Mantua aus—
einander ging, bestand für Pius II. kein Zweifel mehr, daß alle
seine hochfliegenden Hoffnungen und Bestrebungen vergeblich gewesen.
9
p
3
V
Ni.
I
je
l
sit
jyn
h
ym
9
IIt