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Brunnen.
Im Anfang dieses Jahrhunderts war der Brunnen sehr ver—
fallen, von den Sandbildern nur noch wenige vorhanden und
die Vergoldung und Bemalung ohnedies schon längst ver—
schwunden, obgleich noch im Jahre 1587 eine Wiederherstel⸗
(ung des Brunnens mit vielen Kosten geschehen war. Da
erbarmte sich des schönen Werks der Kunstsinn des damaligen
Kronprinzen Ludwig (später König Ludwig J.) und er ordnete
die Wiederherstellung an. Der Director der Kunstgewerb—
schule, Albert Reindel, (ein ausgezeichneter Kupferstecher, geb.
1784, gest. 1853; seine berühmtesten Stiche sind: Karl der
Große, die sogenannten 4 Apostel von Dürer, das Sebaldus—
grab) erhielt die Leitung, und nach 164 Zeichnungen seiner
Hand wurden von den Bildhauern und Steinmetzen Bandel,
Burgschmiet, Rotermundt und Capeller 286 neue Stücke ganz
im Geiste des Alterthums wiederhergestellt, sodaß der Brunnen
immerhin für den alten gelten kann. Er bildet eine vielfach
durchbrochene Steinpyramide von 64 Fuß Höhe im Achhteck,
das bei dem zweiten Absatze wechselt, sodaß seine Kanten auf
die flachen Seiten des untern Achtecks zu stehen kommen,
ebenso bei dem dritten, und dann schließt sich das Ganze in
einer zierlichen Spitze und Blume. An den acht Pfeilern der
untern Abtheilung stehen sechszehn 4 Fuß hohe Figuren, die
von der Westseite angefangen sich so folgen: die Kurfürsten
von Mainz, Trier, Köln, Böhmen, Pfalz, Brandenburg und
Sachsen, hierauf Gottfried von Bouillon, Clodwig von Frank—
reich und Karl der Große, die drei christlichen; Judas Mak—
kabäus, Josua und David, die jüdischen; Julius Cäsar, Alex—
ander und Hektor die heidnischen Helden. An der zweiten
Abtheilung stehen die drei Fuß hohen Gestalten des Moses
und der sieben Propheten. In der dritten Abtheilung finden sich