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herben Aburteilen gelegentlich gegenüber der französischen der
Vorzug eingeräumt! und ein Epigramm Horns in C. F. Weich-
manns „Poesie der Nieder-Sachsen“ (2.'Th., Hamburg, 1723, S. 256).
schlägt einen ganz vernünftigen Ton an, wenn Hans Sachs folgender-
maßen angeredet wird:
„Du war’st ein Reimen-Schmid ; jedoch vom bessern Geist’,
Als mancher, der dazu gekrön’ter Dichter heisst.
Du hattest nur die Hand mit Harz und Pech beflecket,
Da diesem Harz und Pech auch im Gehirne stecket.“ %
Hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts schon ein feinerer Kopf
wie Wernicke den Nürnberger Meistersänger nicht mit Rosen bekränzt,
so darf es uns nicht sehr wundernehmen, wenn sich dann die
kleinsten Geister unter den Poeten ebenso unwissend wie unflätig über
ihn herstürzten. Sind diese Kraftäußerungen auch literarisch wertlos,
so dürfen sie doch als Begleiterscheinungen des literarischen Lebens
nicht übergangen werden. Das gute Beispiel, das der Ahnherr der
galanten Poeten Hofmann von Hofmannswaldau gegeben, hatte nichts
gefruchtet. Ein Dichterling, der unter dem Pseudonym Behmenus
ein „Poetisches Cabinet“ (Franckfurt und Leipzig, 1715) veröffent-
lichte, hat darin im „Anhang zu denen Weltlichen Gedichten“ eine
Gelegenheitsreimerei gegen die Versschmiede drucken lassen
(S. 129—132), die er auf Ansuchen verfaßt hatte. Darin wird Hans
Sachs, „der Pech-beschmierte Held“, als Ursache dafür hingestellt,
daß die schlechten Reimer noch kein Ende nehmen. In der Prosa-
erklärung führt der Verfasser dann an, daß seine Gegner einen aus
ihrer Mitte beauftragten, gegen ihn anläßlich der Hochzeit des
Herrn R. in Lauenburg ein plattdeutsches Gedicht zu veröffentlichen ;
er teilt daraus auch eine Probe mit (S. 133). Bei einem Gastmahl
will unter anderem einer die Dichter das Reimen lehren und da
heißt es denn auch von Hans Sachs:
„He leit oock Hanß Sachsen, den Schauster nig schlapen,
Und sede. dis hedde de Stümners geschanen.“
1 Vgl. Chr. F. Weichmanns Poesie der Nieder-Sachsen, [1. T.], Ham-
burg, 1725, Bl.*** 8a, 3. Th., Hamburg, 1726, S. 14; Michael Richey,
Deutsche Gedichte. Erster Theil, Hamburg, 1764, S. 283, 287; O. Flohr,
Geschichte des Knittelverses, Berlin, 1893, S. 60—73,
2 Man vgl. auch Alois Brandl. Barthold Heinrich Brockes, Innsbruck,
1878, S. 132—183.