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trumpfen suchte, den stellenweise angewendeten Khnittelvers noch
nicht recht beherrscht,! hat er den Hans - Sachsischen Ton in Stil
und Metrum glücklich getroffen und einheitlich durchgeführt in dem
„Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg und seinem Traum
auf der Brücke; worin ein schöner Dialogus zwischen Frau Pallas
und Karl "Theodor. In der Nacht vor dem Dankfeste den
26. Juli 1806.“* Der Traum, mancher kleinbürgerliche Zug, stili-
stische Wendungen, die Zeitangabe in den einleitenden Versen, der
Schlußvers :
„Dies wünscht von Boberfeld Opitz“,
das alles deutet auf eine gute Beobachtung Hans Sachsens hin.
Hinter diesem „Lied“ steht, wenn auch hieher gehörig, das Gedicht
„Vom großen Kurfürsten“ zurück.?
Nur leichte Blicke läßt Arnim seine Leser in die Welt Hans
Sachsens tun. In den „Wintergarten“, den manches Bild aus der
älteren deutschen Literatur ziert,* hat Hans Sachs keinen Eingang
gefunden. Ein Schwank hat aber die Aufmerksamkeit der Romantiker
besonders erweckt: „St. Peter und der faule Bauernknecht“.* Wir wissen,
daß sich Hans Sachsens humorvolle Schilderungen von St. Peters Erden-
wandel lange lebendig erhielten. Der eben genannte Schwank, der
dartut, daß die Verheiratung eines faulen Bauernknechtes mit einer
fieißigen Magd den richtigen Ausgleich in der Ehe herbeiführe,
ist von Arnim unter ausdrücklichem Hinweis auf Hans Sachs in
prosaischer Fassung seiner Geschichte von der „Gräfin Dolores“
1 Vereinzelt finden sich charakteristische Verse: S. 74, Z.17: Er ar-
beit’t viel um wenig G’winst; S. 104, Z. 15: Gewiß mein Vater unter dr
Erd; S. 104, Z. 20: Einander drüber d’ Hände reichen.
2 Clemens Brentano’s Gesammelte Schriften. Hg. von Christian
Brentano. 2. Bd., Frankfurt a. M., 1852, S. 3—17.
3 Ebenda S. 70—83.,
4 A, Reichl, Über die Benutzung älterer deutscher Litteraturwerke
in Ludwig Achim von Arnims „Wintergarten“ (8. und 9. Jahresbericht des
k. k, Staats -Obergymn. in Arnau 1888/89 und 1889/90). Im allgemeinen ist
zu vgl. Walther Bottermann, Die Beziehungen des Dramatikers Achim
von Arnim zur altdeutschen Litteratur. Inaug.-Dissert. Göttingen, 1895.
5 Hans Sachs, Sämtliche Fabeln und Schwänke, hg. von E. Goetze,
1. Bd., Halle a. S., 1893, S. 485—487 (170). Hans Sachs, hg. von A. v.
Keller, 5, S. 114—116.