Ins nNiederland.
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ein hochberühmter Mann ist doch Euer Eheherr! Solches möget
Ihr hier in der Fremde erst recht wahrnehmen.“
Frau Agnes lächelte geschmeichelt. „Ich freue mich mit
ihm der Ehre, so ihm hierorts von allen Seiten entgegengebracht
wird, und solches um so mehr, als sich ihm hier in den Becher
der Freude kein bitterer Tropfen des Neides und der Mißgunst
mischet, wie solches ihm einst in Venedig begegnet, sondern
alles ihm mit ungefärbter Liebe und aufrichtiger Verehrung ent—
gegen kommt. Dennoch möchte ich solcher seiner Berühmtheit
schier gram werden, sintemal ihn dieselbige mir noch ganz ent—
ziehet, daß ich mir erscheine wie eine arme, verlassene Wittib.
Wo ich Euch nicht hätte, so wäre mir besser gewesen, wenn ich
daheim geblieben wäre.“
„Seid nicht unzufrieden, Frau Dürerin und auch nicht un—
gerecht“, schalt die Wirtin. „Waret Ihr nicht erst gestern bei
dem Fest zugegen, so die Maler unsrer Stadt Eurem Eheherrn
in ihrer Zunftstube gegeben? Und wer weiß, wieviel der Ehre
Euer noch wartet.“
Es war in der That ein herrliches Fest gewesen, welches
die Antwerpener Malerzunft dem Nürnberger Meister gegeben
hatte. Wie berauscht kam Dürer heim und schrieb in sein Reise—
tagebuch: „Am Sonntag, war auf St. Oswaldstag, da luden
mich die Maler auf ihre Stube samt meinem Weibe und der
Magd, und hatten überall Silbergeschirr und viel köstliche Zier
und überköstliches Essen. Waren auch ihre Weiber alle da, und
da ich zu Tisch geführt ward, da stand das Volk zu beiden
Seiten, als führte man einen großen Herrn. Es waren unter
ihnen auch gar stattliche Personen, Männer, die sich alle mit
tiefem Neigen auf das allerdemütigste gegen mich erzeigten; und
sie sagten, sie wollten so viel möglich alles thun, was sie wüß—
ten, das mir lieb wäre. Und da ich also saß, da kam der