Volltext: Nürnberg's nächste Umgebung

ermöglichte es den Herren in der Stadt der stetig sich ansammelnde 
Hewinn aus den Handelsgeschäften eine Pracht und einen Reichthum zu 
entfalten, der bis dahin unerhört war. Andererseits war es gerade wieder 
der Uufenthalt der hinter hohen Mauern in düsteren Gaͤssen zusammen— 
zedrängten Nenge, der die Vermögslicheren antrieb, sich auch ein Heim 
sußerhalb der Stadtmauer in den davorliesenden Gärten und weiter 
entfernt auf dem Lande zu schaffen, allerdings um zunächst für des Leibes 
Notdurft versorgt zu sein mit Gemüse, Feldfrüchten, Obst, rohem und 
geräuchertem Fleisch, mit Fischen, Wildpret u. dogl, 
Es entstanden daher schon in früher Seit, hauptsächlich aber im 
Caufe des 14. und 15. Jahrhunderts die Edelsitze, von denen Nürnbergs 
Candschaft noch eine ganz beträchtliche Unzahl aufzuweisen hat, und die 
um so zahlreicher auftreten, je näher die betreffende Ortschaft dem schützen— 
den Maͤuergürtel der bursgekrönten Stadt gelegen ist. Die Befestigung, 
die diese Sitze des Patriziates und anderer angeschener Familien auszeich— 
nete, war naturgemäß nicht die vorteilhafte und imposante der Schlösser 
auf den steilen Felsenkuppen der gebirgigen Gegenden. Um liebsten benützte 
man — daher die häufige Bezeichnung „Weiherhaus“ — einen Weiher, 
u dessen Nütte durch Aufschütlen von Sand und Steinen ein Untergrund 
gewonnen ward für die Aufführung eines hohen, erst nur im Sockel, später 
zanz aus Steinen errichteten Gebäudes. Manchmal legte man künstlich 
einen solchen Weiher an oder begnügte sich, die Mauer mit einem nassen 
(gefütterten) Graben zu schirmen; wo dies nicht anging, wurde wenigstens 
auf die Anlage eines trockenen Bedacht genommen. In den Dörfern war 
dies Verfahren allerdings weniger geboten und erhob sich der stattliche 
Bau des Herrensitzes zumeist nur auf einer bisweilen mit gewaltigen 
Stützmauern gesicherten Erhöhuns. Der Hof war im Gegensatze zu den 
Burgzwingern geräumig und durchgehends mit Wirtschaftsgebäuden, 
Stallüungen und Scheunen versehen. Auch ein kleines Gärtchen fand wohl 
noch Platz darin; sehr gerne suchte man außerhalb der Umwallung even— 
ruell durch Anpflanzung einen schattigen Park zu schaffen. Das Wohn—⸗ 
haus selbst entsprechend dem Pallas auf den Burgen war, wie gesagt, in 
der ältesten nur im unteren Teile, dem Sockel, von Steinen erbaut, auf 
dem sich das erste, etwas vorgeschobene Stockwerk aus Holz und leichtem 
Fachwerk erhob. Das steilabfallende Dach war mit Stroh oder Schindeln 
uünd erst in späterer Zeit mit Ziegeln gedeckt. Da der Sockel im 12. und 
13. Jahrhundert noch massiv war, mußte der Hugang zu den Gemächern 
durch eine freistehende hölzerne Treppe geschaffen werden, die allerdings 
bald teils ins Junere verlegt, teils auch in runden, halbrunden oder 
eckigen Thürmchen verborgen wurde. Freistehende, wuchtige Chürme, den 
Bergfrieden entsprechend, trifft man bei Herrenhäusern äußerst selten, während 
sehr bald Erkerthürmchen an den vier Ecken, oder zwei, oder auch nur 
einer in der Mitte des Daches in Aufnahme kamen, was den Bauten 
ein ungemein malerisches Aussehen verlieh. Ueberhaupt ist es erstaunlich, 
mit welch' einfachen Nitteln die damalise Seit, oft unbewußt, eine archi— 
iektonisch hübsche Wirkung hervorbrachte. Die Treppen im Innern waren 
dunkel und winklich, während die Vorhallen fast verschwenderisch-geräumig
	        
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