Inhaltsverzeichnis: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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Mit dem Niedergange des Meistergesanges war €s auch mit 
den Aufführungen Hans-Sachsischer Stücke in Nürnberg zu Ende 
und zwar früher als in manchen anderen Städten. Die Theater- 
geschichte Nürnbergs im 17. und 18. J ahrhundert ist nur ein Spiegel- 
bild des deutschen Theaterlebens überhaupt. Im 17. Jahrhundert 
behaupten die englischen Komödianten das Feld, neben denen die 
Schulkomödie noch fortdauert; sie werden dann von allerhand 
Truppen durch das ganze 18. Jahrhundert abgelöst und das Elend 
deutschen Schauspielerlebens hat auch in dieser alten Reichsstadt 
seinen Einzug gehalten, wie namentlich das klägliche Schicksal der 
Witwe Veltens lehrt. Wirte und Prinzipale von Komödiantentruppen 
haben förmliche Verträge geschlossen, um den hohen Rat zu be- 
stimmen, daß die dramatische Muse mit ihren wandernden Gesell- 
schaften in der Stadt wieder einige Zeit festen Fuß fassen dürfe, 
Hans Sachs ist aus dem Spielplan dieser Schauspielertruppen Ver- 
schwunden. Die englischen Komödianten und zwar die Spencer’sche 
Truppe führten 1613 in Nürnberg ein Stück von der Zerstörung 
Trojas auf, vielleicht das des Hans Sachs. 1 
Daß das Ansehen der Meistersänger in Nürnberg nach außen- 
hin rasch sank, dazu trug neben der Erstarrung in ihren geistigen 
Erzeugnissen gewiß auch die Zerfahrenheit in ihrem Kreise ein gut 
Teil bei. Es fehlte ihnen eine Persönlichkeit, die eine führende 
Rolle zu spielen geeignet gewesen wäre, denn was waren Hans 
Sachs gegenüber Meistersänger wie Wolf Bauttner und Georg Hager, 
die unsere Aufmerksamkeit mehr als Sammler von Meisterliedern denn 
als Sänger anregen. Und so richten denn in Zeiten der Not die Nürn- 
berger Meister ihren Blick zurück auf Hans Sachs als ihr großes Vorbild. 
Sie wollen ihn aber auch wirklich vor sich sehen und so malt für sie 
oder — wohl richtiger — erneuert durch Ausmalen im Jahre 1623 
Georg Mack, der ihrer Gesellschaft nahe stand, ein Bild Sachsens, für 
das ihm Georg Hager einen Gulden „schlechts gelt“ bezahlt.* 
ı Hampe ebenda 8.194. Johannes Meißner, Die englischen Comoe- 
dianten zur Zeit Shakespeares in Österreich (Beiträge zur Gesch. der deut- 
schen Literatur in Österreich 4, Wien, 1884), 8. 36. 
2 Hampe ebenda S. 1851. Nach dem Wortlaut in den Protokollen 
könnte es sich auch bloß um ein frisches Ausmalen des Bildes handeln. 
(Vgl. Nürnberger Meistersinger-Protokolle von 1575—1689, hg. von K. Drescher, 
1. Bd., S. 208. = Bibl. des literar. Vereins in Stuttgart, 213, Tübingen. 
1897 und Euphorion 3 (1896), S. 467).
	        
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