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„Großweis, edelmächtig' Herrn! Meinen unterthä—
nigen Gruß zuvor! Weil Ihr vermeinen könntet, ich nähm'
keinen Teil, so Ihr zu Ehren kommt und scharfen Ver—
stand zeigt, so will ich mich dagegen hiemit verwahren.
Wünsch' Euch also viel Glück zu Euerem Verstand, da
Ihr dem Kaiser die Schlüssel wieder ablocktet, und freut
mich viel, daß Ihr mir endlich was abgelernt habt. Hab'
Euch demnach gutes Lob erteilt. Glaubt aber nicht, daß
Ihr mir nun fortan gewachsen seid und an Schalkheit
Herr werdet. Ich weiß alles! Ihr verstärkt Euch ins—
geheim, verbindet Euch aller Orte und meint, ich sei ein
reifes Korn und recht zum Schneiden, als daß Ihr mich
dann zu Tod dröschet! Ich aber bin nit fast geneigt
so bald zu unterliegen. Noch hab' ich Freunde genug,
und will ihrer bald noch mehr gewinnen; meine Zauberei
hat auch trefflich Bestand, und mein Rößlein springt wie
eh'. Nehmt Euch deshalb wohl in acht! Denn kaum ich
hör', Ihr wollt mir hart an, will ich wohl machen, daß
Euch die Köpfe brennen; da komm' ich dann um die
Nachtzeit nach Nürnberg hinein, und brauch' dazu keinen
Schlüssel, wie der Kaiser Wenzel. Bin Euch aber sonst
wohl geneigt, und lassen Euch alle grüßen, der Wolf, die
Bernheimer und der Jäcklein zumal.
Eppelein.“
D'rob ließen sich die Nürnberger nicht irren, besprachen
sich stets mehr mit nachbarlichen Städten, und wurden
einem oder dem anderen Staudenhecht Meister. Nur der
Eppelein kam noch stets durch.
Weil aber der Eppelein vom Brennen geschrieben
hatte, fürchteten sie, er möchte Wort halten und ihnen
wieder etliche hundert Häuser niederlegen. Stellten des—
halb an jedem Thor eine Rotte auf, die acht haben mußte,
daß kein Feuer gelegt werde, und in der Stadt schärften
sie den Nachtwächtern ihre Pflicht zwiefach ein.
Nun war's eine kalte, finstere Novembernacht.
Wie da die Nachtwächter ihres Weges dahinschritten,
und mit Horn und Stimme wohl zeiglen, daß sie wach