Aus dem Tagebuche eines erwachsenen Säuglings. 257
mich fort und sprach immer fort die nämlichen Worte, bis ich sie recht
gemerkt und deutlich nachsprechen konnte. Er plagte mich solange, weiter
zu gehen, bis ich anfieng zu (b) weinen. Er (e) legte mich auf die Erde
hin, und sagte: du (e) mußt gleich zu weinen aufhören, u. s. w.
ich war sehr ermüdet, und (d) schlief sogleich ein. Ich erwachte wieder,
er hob mich auf, führte mich fort. Er (e) legte mich noch etlichemal
nieder, um mich ausruhen zu lassen, bis er mir die Kleider wechselte. Er
setzte mich auf die Erde hin, ohne daß ich es verlangt hatte, zog mir meine
Kleider aus, legte mir andere an, in denen ich in die Stadt Nürnberg
kam. Während er mir die Kleider auszog und diese anzog, war er hinter
mir, er langte nur vor. Als ich angezogen war, hob er mich auf, wollte
mich wieder fortführen, aber ich fieng an zu (b) weinen, und sagte jene
gemerkten Worte: womit ich sagen wollte, ich kann nicht mehr gehen, ich
bin sehr müde, es thun mir auch die Füße sehr (a) wehe; dann sagte
der Mann: wenn du (e) nicht gleich aufhörst zu weinen, so
bekommst du keine Roß u. s. w. allein ich hörte nicht auf, bis er (e)
mich niederlegte, daß ich ausruhen konnte, ich (d) schlief ermüdet ein. Da
ich erwacht bin, sagte ich jene Worte. Hierauf reichte er mir Wasser,
welches mich so sehr erquickte, welches ich nicht beschreiben kann; er hob
mich ganz in die Höhe und führte mich fort, und sagte mir immer die—
selben Worte vor, bis ich sie recht deutlich nachsprechen konnte. Dann
probirte er auch, ob ich noch nicht allein gehen kann, er ließ mich frei
und allein und hielt mich nur hinten am Jäckchen. Aber ich würde doch
noch etlichemal hingefallen seyn, denn ich konnte einigemal meine Füße
nicht mehr vorwärts bringen, und fühlte einen starken (a) Schmerzen an
beiden Seiten.!) Ich fieng an zu (b) weinen, und sagte die gemerkten
Worte, womit ich sagen wollte, er solle mir nicht so wehe thun. Er tröstete
mich wie immer und (e) legte mich gleich nieder, und ich (ad) schlief so—
zleich ein. Als ich erwachte, sagte ich dieselben gemerkten Worte, damit
wollte ich sagen, was denn dieses sey, welches mir immer fort in den
Augen so vielen (a) Schmerzen verursachte, und gar nicht aufhörte, wehe
zu thun. Er hob mich auf und (5) schleppte mich fort, und sagte: Du
mußt das Gehen recht merken, worauf er mir wieder neue Worte
oorzusprechen anfieng. In dem großen Dorf da ist dein Vater,
der giebt dir schöne Roß, und wenn du auch ein solcher
Reiter bist, dann hole ich dich wieder. Jetzt fieng ich wieder zu (b)
1) Daß Daumer diesen Zug souffliert hatte, verriet er selbst 1832, II. S. 5.
y. d. Linde, Kaspar Hauser. 11. 17