Volltext: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)

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einer rasch sinkenden, geistigen Produktivitaͤt an— 
gefuͤhrt werden. Mit offenbarer Enttaͤuschung 
wenden wir uns von ihnen ab: „Der Blick des 
Forschers fand nicht selten mehr, als er zu finden 
wuͤnschte.“ Was die Schloßherrin von Seyssenegg, 
die jugendfrische Clio des Isterstrandes versprochen 
hat, vermochte die alternde Bewohnerin Nuͤrnbergs 
nicht zu halten. Mit den Sonetten hat sie auf 
einmal ihre ganze dichterische Kraft erschoͤpft. Aus 
dem kuͤhnen Slug, den sie so stolz begann, ist gar 
bald ein Ikarussturz geworden. So gleicht ihre 
Dichtung einem ploͤtzlich mit aller Macht hervor— 
brechenden Seuer, hoch auflodernd und leuchtend, 
ebenso rasch aber zusammengesunken und erloschen. 
Nur sehr selten glimmt in ihren spaͤteren Werken 
ein schwacher Funke als letztes Zeichen der einstigen 
hellen Slammenpracht. Wuͤrden uns die Sonette 
allein erhalten sein, die anderen Arbeiten aber 
das moͤglicherweise unverdiente Geschick der 
„Adler-Grotte“ geteilt haben, so muͤßten wir 
Catharina Regina und ihrem echten lyrischen 
Talent naͤchst Sleming den Ehrenplatz in der 
Geschichte der deutschen Dichtung des siebzehnten 
Jahrhunderts anweisen. Es ist zum Teil ihre 
eigene Schuld, zum Teil das Zusammentreffen 
einer ganzen Reihe von widrigen Umstaͤnden, 
welche eine solche Rechtfertigung verhindern. 
Unverkuͤmmert und urspruͤnglich erscheint ihre 
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