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Bergau schreibt weiter: „In demselben Jahre wurde auch ein neues, dem
damals herrschenden Geschmack mehr entsprechendes, kunstvolleres, eisernes Gitter
statt des alten, einfachen errichtet. Es wurde von dem Schlossergesellen und Gitter—
schmied Paulus Kuehn von Augsburg gefertigt, „aber viel schöner und künst-
licher, als es ihm angedingt worden“, weshalb man ihm auch IU/Kreuzer
mehr für das Pfund zahlte, als ausbedungen war. Er erhielt dafür 854 Gulden,
d. il 5 Kreuzer für das Pfund. Es soll 102 Sentner 47 Pfund gewogen haben.
Das Gitter wurde rot, weiß und blau bemalt und mit reicher Vergoldung und
Versilberung versehen, was weitere 400 fl. kostete. D. U.) Dieses neue Gitter,
welches sich besonders durch seinen überaus reichen Aufsatz mit kunstvoll ver⸗
schinigenen Stäben und Rosen auszeichnet, ist auf einem Kupferstich aus dem Anfange
des 17. Jahrhunderts abgebildet. Auf demselben ist auch dargestellt, wie ein Mann
an demselben emporklettert und die Beweglichkeit eines eingeschmiedeten Ringes,
welcher ein Wahrzeichen von Nürnberg war, an demselben zu prüfen. Es hat
ohne Zweifel vollständig bis zum Jahre 1821 bestanden, ist jetzt aber nur noch in
seinem unteren Teil vorhanden.“ — Der reiche Aufsatz des Gitters und die Blumen
an den Eckpfosten wurden durch Reindel“) entfernt. Einen Teil des Aufsatzes
hat Reindel gezeichnet; diese Zeichnungen befinden sich im Besitze des Unterzeichneten.
Bemerkt sei noch, daß der Gitterschmied Paulus Kuehn auch ein Gitter für den
Corenzer Brunnen gefertigt hat, von welchem keine Spur mehr vorhanden ist.
Das erste schöne Brunnengitter ist wahrscheinlich bei einem Brunnen auf der Insel
Schütt verwendet worden. Dieser Brunnen ist auf einer alten, gemalten Handzeichnung
abgebildet mit der Beischrift: „New Prunnen uff der Schüt Anno 1589.
Bei der Wiederherstellung des „Schönen Brunnens“ im Jahre 1587 wurde
der Wasserkasten vollständig erneuert und verschiedene Ausbesserungen an der Architektur
und den Figuren vorgenommen; an letzteren fehlten Köpfe, Hände, Füße u. s. w.
nach Bauakten im städt. Archiv). Während des 17. und 18. Jahrhunderts wurden
größere Uusbesserungen an dem „Schönen Brunnen nicht mehr vorgenommen. Bis
zum Jahre 1769 war das Bauwerk derart schadhaft geworden, daß das Wasser
am Brunnenkasten überall durchlief. Die Umfassungswandungen waren vollständig
verwittert, das Fundament des Aufbaues unterspült, das Gitter war am Zusammen—⸗
fallen und wurde von innen provisorisch gestützt. Die Wasserleitung befand sich in
ganz schlechtem Zustande. Für Vornahme der allerdringlichsten Ausbesserungen
wurden am 10. August 1769 700 fl. genehmigt. Wahrscheinlich sind um diese
Zeit auch die letzten Überreste der Figuren auf dem Brunnenkasten beseitigt worden.
Auf dem vorerwähnten Kupferstich sind diese Figuren als Brustbilder dargestellt,
während sie nach der Penz'schen Zeichnung sitzende Vollfiguren sind. Es ist nicht
zanz unwahrscheinlich, daß schon bei der Wiederherstellung im Jahre 1587 aus den
sitzenden Figuren, welche in den unteren Teilen durch das Spritzwasser jedenfalls
stark verwittert waren, durch Abarbeiten der unteren Teile Brustbilder hergestellt
wurden. Es ist dies umsomehr anzunehmen, weil auf dem Kupferstich deutlich
erkennbar zwischen Sockel und Brustbild glatte, achteckige Stücke eingefügt sind, welche
dazu bestimmt scheinen, die Höhe des fehlenden Unterkörpers zu ersetzen.
x) Albert Reindel, Direktor der Nürnberger Kunstschule 1811- 1853.