Huldigungsgedicht
von
Julius Merz.
(Anschließend an die Ouverture.)
Hie tritt zurück die Allgewalt der Toͤne,
Die eines Dichters meisterhafte Schöpfung
Im Reich der Harmonieen uns versinnlicht;
Sie tritt zurück; denn wie auch immer sie
Auf Ohr und Herz zu wirken sich verstehe,
Wie auch des Mimen Kunst das Auge reize,
Und, was der Dichtergeist im Worte gibt,
Durch seiner Stimme Klang zum Herzen führe —
Es bleibet doch die schöne Schale nur,
In der der Kern gleich einer Perle ruht.
—
Der Genius des Dichters ist allein,
Im Worte wirkend, die geheime Kraft,
Die uns erhebt, begeistert und uns heiligt;
Er ist die Macht, die große, die die Saiten
Des tiefsten Innern anschlägt und erfaßt,
Und selbst erschüttert, wo es schlummern wollte;
Durch ihn wird uns ein edleres Empfinden,
Ein Mitgefühl erschlossen und geweckt,
Das Liebe bietet, wo man schilt und haßt.
Mit ihm entfliehen wir der Welt der Sünden,
Um, was der Dichter stets erstreben sollte,
Nicht von dem Hang zum Kleinlichen befleckt,
Im Reich des Idealen uns zu finden.
Und festlich solchen Genius zu ehren
Rafft sich empor das deutsche Volk von heute,