Metadaten: Abbildung und Beschreibung der Kreuzotter

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Knochen, worauf die Gaumenzaͤhne sitzen, (Fig. 3. d.) locker zusammen haͤngt. Durch 
diese Verbindung ist es moͤglich, daß die Hauzaͤhne fast wie die Klinge eines Taschen⸗ 
messers aufgerichtet und niedergelegt werden koͤnnen. Alle diese Zaͤhne sind von einer 
aus Fibern und Zellgewebe bestehenden Scheide umgeben, welche sich vor- und ruͤk— 
waͤrts bewegen laͤßt, und da, wo der Zahn herausgeht und unterhalb desselben offen 
ist, und eine Verlaͤngerung der Gaumenhaut zu sein scheint (Fig. æ2. a). 
Inwendig in dieser Scheide befindet sich ein kaum sichtbares Loch, welches, wenn die 
Scheide die Hauzaͤhne bedekt, genau auf die eifoͤrmige Hffnung des Hauzahns (Fig. 3. o.) 
dasset, und die Muͤndung eines haͤͤtigen Ganges ist, der sich in einen haͤͤtigen, fast 
gleichseitig dreieckigen, aus einem starken Gewebe bestehenden Sacke, welches der eigent⸗ 
liche Giftsak ist, endiget. Er hat inwendig Scheidewaͤnde, zwischen welchen das Gife 
in Troͤpfchen liegt. Er befindet sich hinter dem Auge unter den Muskeln der obern 
Kinnlade. Aus diesem Sacke wird nun das Gift vermittelst eines Muskels in den 
Gang gepreßt, aus welchem es sodann in die eifoͤrmige Offnung am Grunde der Hau⸗ 
zaͤhne (Fig. 3. 0.) durch die Hoͤle derselben und aus dieser (Fig. 3. p.) in die Wunde 
laͤft, sich mit dem Blute vermischt und die bekannten schlimmen Folgen verursacht. 
Das Gift ist gelb und etwas klebrig und bringt auf der Zunge keinen Schmerz 
und keine Geschwulst, wohl aber eine Empfindung hervor, die der aͤhnlich ist, wenn 
man etwas Zusammenziehendes geschmekt hat. Es hat alle Eigenschaften des arabischen 
Gummi, und scheint also ein thierisches Gummi und kein Salz zu sein, wie manche 
Naturforscher geglaubt haben. Man hat es in geringer Menge kleinen Saͤͤgethieren 
und Voͤgeln zu verschlucken gegeben und keine uͤbeln Folgen daraus entstehen sehen. 
Inzwischen ist doch nicht zu rathen, solche Versuche an sich selbst zu machen. Sobald 
das Gift auch nur in kleinen Gaben — ein Zehntausendtheil toͤdet einen Sperling, — 
durch eine kleine Wunde in das Fleisch in das Blut gebracht wird, erfolgen alle iene 
schlimmen Zufaͤlle, welche in folgenden wirklichen Geschichten genau angegeben sind. 
Im Jahr 1802 ging eine Frau aus der Vorstadt Gostenhof, Namens Cath. 
Barb. Heschin in den Wald barfuß in Pantoffeln, um Holz zu sammeln. In der 
Gegend des sogenannten Teufelsbakofen wurde sie an einem mit hohem Grase bewach⸗ 
senen Orte von der Kreuͤzotter am untern Theil des linken Schienbeins, zwischen den 
zwei Knoͤcheln gebissen. In dem Augenblicke fuͤhlte sie Kopfschmerzen und Schneiden 
im Leibe und wurde ganz betauͤbt; es erfolgten nun ein abwechselndes Bewußtsein und 
Unbewußtsein, anwandelnde Ohnmachten, Reißen im Leibe, Erbrechen und starkes Auf⸗ 
schwellen des Fußes. Nachdem sie sich durch Huͤlfe ihrer Tochter und ihres Sohnes, 
die bei ihr waren, 3/4 Stunden lang fortgeholfen hatte, wurde sie voͤllig bewußtlos, 
konnte nicht mehr gehen, und mußte auf einem Schubkarrn nach Hause gefahren werden. 
Das Bein schwoll außerordentlich, und bekam eine blaue Farbe. Nach zwanzig Ta⸗ 
gen wurde sie iedoch wieder hergestellt. 
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