Nur Bilder können sich in die Seele mehr o der weniger
tief einprägen, die in spätern Zeiten, und in ihrer eigent-
lichen Bedeutung verstanden, wieder auftauchen, indem
sie nur erst als Ergebnis des Denkens in einen logischen
Zusammenhang von Ursache und Wirkung, Absicht und
Erfolg u.s.w. gesetzt zu werden vermögen. Man denke
doch daran, wie wenige solcher Bilder aus den ersten
Kinderjahren sich in unserer Seele erhalten haben, so daß
sie in späterer Zeit erst Objekte denkenden Bewußtseins
werden konnten, und wie dagegen alle die vielen Tau-
sende von Dingen, Zuständen, Ereignissen u.s.w., die sich in
jener Zeit unsern Sinnen dargeboten haben, so aus der Seele
entschwunden sind als ob sie gar nie existirt hätten. Hauser
hatte ein Bild davon behalten, wie er seiner Kindsmagd
auf dem Arm gesessen, Worte der Zärtlichkeit gehört und
gesprochen, wie man ihm zusammengebundene Kukuruz
(Mais)-Kolben an den Arm gehängt habe, er konnte Be-
schreibungen machen nach den Bildern, die er aus der Zeit
während seiner Gefangenschaft in sich aufgenommen
hatte, von allem andern als eben gerade nur von diesen
wenigen Dingen, die sich in seiner Seele erhalten haben,
wußte er nichts zu erzählen, sie waren ebenso aus seiner
Seele entschwunden wie die, welche uns umgeben haben.
Der Mann der ihn sprechen und schreiben gelehrt, kann
oft und lange sich mit ihm beschäftigt haben, er wußte
nichts mehr davon als nur von einem einzigen, vielleicht
dem ersten Besuche, welcher zufällig irgend ein Bild in
seiner Seele zurückgelassen hat, die andern vorhergehen-
den oder nachfolgenden aber keines. Man wundert sich
darüber, daß er niemals solle donnern gehört haben; gewiß
hat der Schall des Donners an sein Ohr geschlagen ohne
daß es Gegenstand seiner Wahrnehmung geworden wäre;
wissen wir uns denn dieses aus unserer Kinderzeit zu er-