Volltext: In Memoriam Adolf Bartning

wie ein halbwilder Mensch erzogen worden, zur ordent- 
lichen Kost nicht zu bewegen sei, sondern bloß von 
schwarzem Brot und Wasser lebe.“ u, s. W. 
Nachdem Kaspar Hauser, das war der junge Mensch, 
allmählich sprechen gelernt hatte, entnahm man aus seinen 
Antworten auf die vielfach an ihn gerichteten Fragen, 
daß er stets in einem dunklen kleinen Raum eingesperrt 
gewesen, auf Stroh gesessen und geschlafen habe. Nach 
jedesmaligem Erwachen habe er schwarzes Brot und einen 
Topf mit Wasser, seine einzige Nahrung, stehen gefunden, 
niemals aber habe er jemanden gesehen, der ihm beides 
gebracht hätte; das Brot habe stets zugereicht seinen 
Hunger, oftmals aber nicht das Wasser seinen Durst zu 
stillen, in welchem Fall er sich zum Schlafen hingelegt 
habe, in der Meinung, es werde sich hiedurch der Topf 
wieder von selbst füllen. Er sei mit einer Hose bekleidet 
gewesen, welche hinten offen war, seine Beine mit einer 
Decke umhüllt, und neben ihm habe sich in einem Loch 
ein mit einem Deckel verschlossener großer Topf befunden, 
auf dem er seine Nothdurft verrichtet habe. Seine Be- 
schäftigung habe in Spielen mit hölzernen Pferden, die 
er Rosse nannte, und einem weißen hölzernen Hund be- 
standen, denen er verschiedene kleine Spielsachen um den 
Hals hängte, wozu ihn einmal jemand in seinem Gefängniß, 
den er aber nicht gesehen, angeleitet habe. Wohl derselbe 
sei es gewesen, der kurze Zeit vor seiner Befreiung zu ihm 
gekommen und ihn seinen Namen schreiben, und auch 
einiges lesen und sprechen gelehrt habe, so insbesonders: 
„möcht a söchener Reiter wern wie mei Voter is‘ (d. h. 
ich möchte ein solcher Reiter werden wie mein Vater ist). 
Derselbe Mann habe ihn endlich von hinten aufgehoben, 
in die Höhe und in die frische Luft getragen, dann aber, 
indem er von hinten die Arme unter die seinigen gesteckt, 
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