lich kaum erwidert haben, war aber natürlich sehr angetan
vom legitimistischen Air und der theatralischen Schein-
haltung des Lords. Dieser, seiner Natur nach gezwungen,
das, was er liebte, im gleichen Atemzug zu hassen, hat
außerdem bestimmt genügend Anlaß gehabt, sich durch
Kaspars ängstlich gedrücktes, überempfindliches Wesen
immer wieder abgestoßen zu fühlen. Aus der zwiespältigen
und zwieschlächtigen Haßliebe Stanhopes mag nun auch
die Bitterkeit und Schärfe seines Rachetriebes zu erklären
sein, dessen Auswirkungen ja auch historisch belegt sind.
Stanhopes Physiognomie läßt sich zusammenfassend
etwa folgendermaßen umreißen:
Der äußerlichen Haltung nach englischer Lord, dabei
auffallend ein Zug theatralischer Eitelkeit. Überlegung
mischt sich mit Vorliebe für Korrektes und Konventionel-
les. Ein Taktiker, ein Lavierer, arbeitend mit unauffälliger
Vertauschung von Tatsachen und Sachverhalten, voller
diplomatischer Falschheit und Verstecktheit. Scheinbar
offen, dabei ein kalter Rechner und Intrigant, gibt er
immer sofort Aufklärungen, um unbemerkter vertuschen
zu können. Seine ununterdrückbare Heftigkeit versucht
er hinter Behutsamkeit zu verstecken.
Innerlich völlig zerrissen, schroff, sentimental und
weich durcheinander, lebt er in einem fundamentalen
Selbstwiderspruch. Haßliebe ist der typische Ausdruck
für seine seelische Situation, die durch seine verheimlichte
homoerotische Anlage noch kompliziert wird. Man muß
ihn als latenten Kriminellen bezeichnen, d. h. als heim-
lichen Begünstiger und Anreger zu belangender Verbrechen
ansehen. Die mörderische Feinheit seiner Rachsucht ist
zu fürchten.