Volltext: In Memoriam Adolf Bartning

lich kaum erwidert haben, war aber natürlich sehr angetan 
vom legitimistischen Air und der theatralischen Schein- 
haltung des Lords. Dieser, seiner Natur nach gezwungen, 
das, was er liebte, im gleichen Atemzug zu hassen, hat 
außerdem bestimmt genügend Anlaß gehabt, sich durch 
Kaspars ängstlich gedrücktes, überempfindliches Wesen 
immer wieder abgestoßen zu fühlen. Aus der zwiespältigen 
und zwieschlächtigen Haßliebe Stanhopes mag nun auch 
die Bitterkeit und Schärfe seines Rachetriebes zu erklären 
sein, dessen Auswirkungen ja auch historisch belegt sind. 
Stanhopes Physiognomie läßt sich zusammenfassend 
etwa folgendermaßen umreißen: 
Der äußerlichen Haltung nach englischer Lord, dabei 
auffallend ein Zug theatralischer Eitelkeit. Überlegung 
mischt sich mit Vorliebe für Korrektes und Konventionel- 
les. Ein Taktiker, ein Lavierer, arbeitend mit unauffälliger 
Vertauschung von Tatsachen und Sachverhalten, voller 
diplomatischer Falschheit und Verstecktheit. Scheinbar 
offen, dabei ein kalter Rechner und Intrigant, gibt er 
immer sofort Aufklärungen, um unbemerkter vertuschen 
zu können. Seine ununterdrückbare Heftigkeit versucht 
er hinter Behutsamkeit zu verstecken. 
Innerlich völlig zerrissen, schroff, sentimental und 
weich durcheinander, lebt er in einem fundamentalen 
Selbstwiderspruch. Haßliebe ist der typische Ausdruck 
für seine seelische Situation, die durch seine verheimlichte 
homoerotische Anlage noch kompliziert wird. Man muß 
ihn als latenten Kriminellen bezeichnen, d. h. als heim- 
lichen Begünstiger und Anreger zu belangender Verbrechen 
ansehen. Die mörderische Feinheit seiner Rachsucht ist 
zu fürchten.
	        
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