Volltext: In Memoriam Adolf Bartning

Ziehen wir die Summe aus diesen Angaben, so haben 
wir einen Fall gefährlichster Unaufrichtigkeit vor uns. Die 
feinsten Mittel der Unwahrhaftigkeit, diplomatischer 
Falschheit und Verstecktheit stehen dem Schreiber zu 
Gebote. Da, trotz starker Schwankungen, außerdem ein 
beträchtlicher Grad verstandesmäßiger Kühle vorwaltet, 
und da der überwiegende Winkel die innere Schroffheit 
und gemütsarme Sprödigkeit des Mannes dartut, steigert 
sich die von diesem Charakter ausgehende Gefährlichkeit. 
Wohl ist er unentschieden und zerrissen, dann und wann 
von unangebrachter Weichheit und Sentimentalität, im 
Grunde aber trotz aller Floskeln und auf das Pomphafte 
gerichteter Anfangsarkaden ein kalter Rechner und In- 
trigant. Man lasse sich nicht durch das Theatralische in 
dieser Schrift einfangen. Seine Absichten können keine 
guten sein, immerfort zeigt er Interesse, um von seinem 
wirklichen Interesse abzulenken; immerfort gibt er Auf- 
klärung, um unbemerkt vertuschen zu können. Die feinen, 
aber mörderischen Dolchzüge in manchen Anstrichen, am 
deutlichsten im Worte Ich (erste Zeile von b) sichtbar, 
müssen einen zu schlimmen Befürchtungen drängen. Die 
Rachsucht dieses Mannes ist unerbittlich. Daß sich sein 
Haß gerade gegen ihm Nahestehende richtet, zeigt die 
Zuschmierung des zweiten Grundstriches in M, welcher 
meiner Beobachtung gemäß das Verhältnis des Schreibers 
zu: ihm nahestehenden Personen ausdrückt. Hinweisen 
möchte ich den Kriminalisten ferner auf die Schreibhem- 
mung im Worte Beutel (Dokument b, achte Zeile). Viel- 
leicht daß diese einen Wink über die Urheberschaft jenes 
Gegenstandes und seines Inhaltes (des berühmten Spiegel- 
schriftzettels) zu geben imstande ist. 
Endlich ist von Belang das affektiv Springende so 
mancher Schlußzüge, die so recht die ununterdrückbare 
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